Sonntag, 22. September 2024

Wie es ist, wenn einem ein Motorradfahrer in den Bus kracht:

 Blöd ist es.

Eigentlich hätte mich der Bus sonntag nachmittag auf einen Geburtstag bei St Peter fahren sollen. Ich hatte einen Guten Sitzplatz: hinter der  der Ausgangstüre links, wo es höher ist und man eine gute Sicht genießt.
Wie manchmal fuhren in der steilen Haarnadelkurve 2 Radler langsam und nebeneinander.
Klar dass der Bus da nicht überholt. Hoffentlich würden sie gleich nach der Kurve am Parkplatz ausweichen. 

 

Da kommt von oben aus der Gegenrichtung ein schneidiger Motorradler daher, also sowas von flach in Kurvenlage, dass die Funken am Asphalt unter seiner Carrosserie stoben, konnt man durch die Busfrontscheibe sehen.
Manche fahren ja auch ihre Autoreifen rauchend und finden's gut. Getriebene Geister!
Und dann macht's Zack. Ein dumpfer Schlag und ein vernehmbarer Stoß vermeintlich busvorne links- Wie unnötig jetzt!
Der Busfahrer stoppte seine Fahrt, Warnblinkanlage. Stille. Er geht sofort raus durch seine Türe und schaut nach. Ich hab ihn nicht fliegen seh'n, wir haben auf die langsam Radfahrenden geschaut.

Die Fahrradfahrer liefen zuerst zum Unfallopfer, der Busfahrer funkte an die Zentrale, Passagiere telefonierten dem Rettungsdienst. Es war klar, dass der Bus so schnell nicht weiterfahren würde: kaputter Blinker und Protokoll.

Einer aber wird heute abend gar nicht mehr nach Hause kommen, wo vielleicht welche warten und nur einen erschütternden Anruf bekommen. Vielleicht ein Waldshuter, ein Schweizer oder ein Arzt aus Nord-Baden, der nochmal das letzte Vorherbstwochenende nicht verstreichen lassen wollt, ohne dass er dochnochmal sein Baby ausgefahren hatte; war ja eh oft regnerisch dieses Jahr.
Für ihn und seine Lieben hat es gerade das Leben verändert.

Er mag halt schnellfahren.

Noch bevor aus der Ratlosigkeit im Bus eine Stimmung hätte entstehen können, die sich meiner anstehenden Geburtstagslaune reziprok entwickelt hätte, nutzte ich die offene Tür vorne und verließ die Situation zu Fuß richtung derer, die mich erwarten.
Ein verstohlener Blick zurück auf die Szenerie, ob die mich nicht doch brauchen: Kein Blut, kein Feuer. Ein Mann kniet am Boden und hält einem vorsichliegenden den Kopf gerade, deseen Oberkörper leicht erhöht, Helm war weg; das Opfer kannte ich nicht, sein Kopf war aber noch dran und er benötigte keine Herzmassage. Vielleicht kommt er mit Querschnittslähmung davon.
Anders als Franz aus Parkstein, oder Konsti aus Floß, denen der Geschwindigkeitsrausch alles gekostet hat. Friede ihnen! Sie fehlen.

Auf der Gegenspuhr rasen weitere unbedarfte Motor- und Fahrradfahrende mit Affenzahn in die Kurve runter, im Kopf vielleicht schon bei den Maultaschen am heimischen Eßtisch, oder beim Montagmorgenunterricht, bevor auch sie jäh an ihre eigene Sterblichkeit ermahnt werden, der man seltern gewahr ist, während oben der Hubschrauber kommt.
Landen könnt er da nur auf der Straße direkt, wenn keine Autos währen.
Der arme Fahrer weiß nun selber, dass er nicht so schnell hätte fahren sollen.
Schließen wir ihn ein in unser Gebet, und seine Lieben!