Sonntag, 25. September 2011

Ich hab den Papst gesehn!

Es war heut abend eine Andacht für Jugendliche draußen auf dem Messegelände.
Viele Freiburger haben übers Wochenende die Stadt verlassen, da einiges in der Stadt abgesperrt ist und 5000 Polizisten am Start sind. Wirklich sehr ruhig war es heut. Nicht mal Fluglärm, weil der City Airport auch Pause hatte.
Mit dem Fahrrad ist man dann doch bis hinter die Uniklinik gekommen, und hat sich vom Pilgerstrom schlucken lassen, vorbei an Propagandisten von Papstgegnern über evangelikale Aktivisten und Tierschützern  bis rein aufs Messegelände. Verboten waren Waffen, Alk, Vuvuzelas und Sitzgelegenheiten zB aber mir haben sie nur kurz die Handtasche kontrolliert, dann war ich drin
Schönen blauen Himmel hatten sie wieder für so ein Event. Ein fetter Hubschrauber stand falkengleich am Firmament, die Gäste waren jung und brav. Keine Prols, keine Spießer, einige Mönche und Nonnen mit verschiedensten Kutten. Bier 0,4l 2,50€ aber Ganter, ansonsten Bratwürscht', Pommes ü.ä. zu moderaten Preisen. An die Besucher wurden Party-Kits verteilt: Papiertüten mit nem Wir-sind-Papst-Poster (wenn mans aufklappt ist eine Spendenüberweisung für Kinder in Ostafrika drin), Texte und Lieder der Feier, ein Einweg-Regenmantel, ein Vatikan-Fähnchen, eine komische Kerze und als Partkracher ein rotes und ein grünes aufblasbares Plastikteil, nein keine Kondome, aber so ähnlich. Man bläst sie auf und dann sind sie so 40cm lang, draufsteht "Young & Faithfull" und man kann sich damit gegenseitig prügeln.
(Foto BZ)
Vorne auf der Bühne waren 2 Animateure vom Südwestfunk, die dem Publikum einen rhythmischen Tanz mit diesen Aufblasdingern beibrachten damit die Zeit verging. Das Publikum, das mitmachte, waren vornehmlich MinistrantInnen, die auf Gemeindekosten auch mal aus ihrem Nest kamen. Der Animateur machte Befragungen, auf welche die Leute mit Hochheben jeweils eines Aufblasdingens antworten konnten. Zum Beispiel "Soll der VFB Stuttgart Deutscher Meister werden?" Alle hoben das rote Ding in die Luft für "Stimme ich nicht zu". Es kamen dann auch Glaubensfragen, wie "Geht ihr beichten?" wo die meisten auch das rote hoben. Weiter war das Publikum so auch gegen die Diskriminierung von Schwulen, gegen den Ausschluß Geschiedener und Wiederverheirateter von der heiligen Kommunion und den ganzen anderen konservativen Dogmen. Aber sie sind halt nicht Papst.
Der kündigte sich irgendwann an über Blaulichter von der Kaiserstuhlstrasse her. Es war nur die Frage, von welcher Seite das Papamobil durch den Ringkorridor käme.
Es waren dann doch so viele Pilger, die sich weiter vor an die Absperrung gerdrängelt hatten, dass ich Euch kein vernünftiges Foto machen konnt':

 

Als er bei mir war hat er aber eh auf die andere Seite rübergesegnet.
Dann gabs also diese Vigilfeier: Abwechselnd Statements von jungen Christen, wie cool die Kirche sei und deutsche Gospellieder zwischendrin. Der Papst musste dabei den Kindern eine Kerze anzünden und das Feuer ging von Kerze zu Kerze ins Publikum. Ich wollt mir vom Papst seiner Zündung später ne Kippe anmachen, aber viele im Publikum hatten ihre Kerzen selber mit eigenem Feuer angefacht, dass ich es mit meiner Kerze ganz sein ließ. Diese Kerzen waren so niedrig, windgeschützt, in ihren Becherchen drin, dass der Rand so hoch war, dass es auch überhaupt nicht ging, die Flamme direkt von Kerze zu Kerze weiterzugeben. Die Leute nahmen dafür den Plastikstiel der Vatikanfähnchen aus dem Party-Kit, was kurz mal fürchterlich stank, überall.
Die Message vom Papst war dabei, dass wir, die wir getauft sind, selber der Funke seien, durch den Gott auf der Erde wirkt, und nicht die Wissenschaft oder die Medien. 
Weiter fügte er an, dass alle Menschen, auch die heiligen, außer Maria, auch eine dunkele Seite in sich hätten, den Egoismus, den man durch Selbstdisziplin jedoch kontrollieren könne, viel schlimmer sei jedoch die Trägheit, Gutes nicht zu tun, weil man sich dieser nicht so bewusst sei.
Dann war Schluß und es gab noch nen Segen aus 100m Entfernung. Hat mich jetzt nicht vom Boden abgehoben, aber doch gibt es einem ein beruhigendes Gefühl von Zufriedenheit und Verbundenheit mit dem Höheren.
Keine Rundfahrt mehr mit dem Papamobil. Die Leute verteilen sich und die Kinder zertreten aus Übermut zigtausend von diesen Aufblasdingern, dass man meint, er wär Feuerwerk. Die Bullen hat das glaub ich schon gestresst, diese Geknalle. Übrig blieb dann massiv Müll aus den Party-Kits: die Aufblasdinger und die Regenhäute. 
So wenns morgen bei der Eucharistiefeier aussieht, dann "Adé, Braungefleckte Beisschrecke!"

Auf der Bühne gabs noch eine Perfomance artistischer Tänzer des Europaparks: Alle in weiß und ein weißangemalener Schwarzer hatte große Engelsflügel aus Plüsch. Im Reigen zur Musik haben die dann so Pyramide gemacht und das übliche Zirkusgedöhns, bis die Christen-Band "Ararat" aufgebaut hatte. Dieser aufgesetzte Spiritual Rock war aber nicht so meins, ich bin heim.

Diese Christen sind schon auf einem eigenen Film: Man macht da halt so etwas mit, aus Gewohnheit und aus Sehnsucht nach spirituellen Erfahrungen. Da sie die aber in dieser Kirche nicht so intensiv erleben, alsdass sie sie persönlich verinnerlichen könnten, stecken sie schüchtern in ihrer Welt gefangen und folgen im Alltag den weltlichen Normen und Werten der Gesellschaft 
Der Papst ist wichtig als Fokus sowie als Vektor spiritueller Vibes, um solche erfahrbar zu machen. Viele Religionen haben sowas nicht. Die Mohammedaner haben einen Würfel in Mekka, aber der ist da halt fest, der Papst kann rumreisen und die Menschen vor Ort inspirieren. Kann ja jeder machen was er will, aber wenn der jetzt schon mal in Freiburg ist, sollte man doch die einmalige Chance nutzen und sich selber eine Meinung bilden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen