Sonntag, 8. September 2013

Innehalten

Und wieder einmal bin ich dem Gevatter Tod von der Schippe gesprungen. Und was haben wir daraus gelernt? Das
 
ist KEIN schmackhafter Speisepilz! 
Die Pilzsaison war bis jetzt nicht soo ergiebig, umso größer war die Freude über den vermeintlichen Schwefelpohrling an einem Kirschbaum am Ölberg. So einer hatte schonmal sehr lecker geschmeckt: nach Hähnchen-Filet. 
Eine leckere Brühe daraus sollte am nächsten Tag mein Festmal werden. Er roch eigentlich sehr gut. Aber dann der erste Bissen: Igitt! Wie Medikamente von Bayer schmecken oder chemische Drogen riechen. Ich wollte es nicht wahrhaben und hab erst beim dritten Bissen beschlossen, dass dieses Essen in die Mülltonne sollte und nicht meinen Körper. Hinweg damit - Problem gelöst.
Im Verlauf der nächsten Stunden wurde mir immer schlechter. Aber es war eine Geburtstagsgrillparty bei einer angesagt, wohin ich mich schleppte. 
Obwohl ich eigentlich ein Freund bin von Bier und Grill-Duft, machte sich mir dort vermehrter Un-Appetit breit, kombiniert mit steigender Reizempfindlichkeit gegenüber Geräusche, Berührungen und Aromen. Ich musste die Festivität vorzeitig verlassen, bevor sich dort mein Innerstes veräußert hätte.
Auf dem Fahrrad begann der Schüttelfrost, aber ich kam heil zu Hause an. Fieberschübe setzten ein, gepaart mit krasser Temperaturunterschiedempfindlichkeit. Mein Körper verwandelte sich in einen elektrischen Bausch und mein Bewusstsein driftete ab in ein Delirium. Möglicherweise war der Pilz kein gewöhnlicher Gift-Pilz, so wie der Ölberg kein gewöhnlicher Berg ist. Noch nirgends hatte ich so fettes Efeu an Bäumen gesehen. Auf der Bergkuppe fand sich ein kultischer Steinkreis, weiter unten sogar Höhlen aus der Altsteinzeit.
dicker Efeustrang an Linde
eine Spanne breit !
Höhlenmenschenbutze
kultiger Steinkreis

Während draußen der Herbststurm mit garstiger Gewalt auf das Haus peitschte, konnte ich unter dem Einfluß der Toxine einen Blick in die Zukunft werfen:
Die Merkel gewinnt wieder, es wird sich nichts großartig ändern, nur alles wird teurer.


Das alles würde mir erspart durch Pilzgifttod. Wann würden meine Nachbaren mich entdecken, wegen Verwesungsgeruch? 

Naja, heut geht's wieder. Kamillentee hilft gegen alles. Seid vorsichtig, wenn ihr Pilze nicht kennt, oder sie scheiße schmecken!



Zum Sommerende noch ein depressives Gedicht deutscher Lyrik:


Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
                                                                           Rainer Maria Rilke

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