Auf der Suche nach dem Osternest hatte es mich wiedereinmal ins nördliche Bayern verschlagen, dorthin, woher mich politische und gesellschaftliche Gründe vor 14 Jahren ins Exil getrieben hatten. Anonym setzte ich mich in eine Bar auf ein Gutmann-Weizen, und rechts ums Eck saß wieder so eine unbekannte Schönheit, die einem wieder wochenlang den Blues ins Herze treibt, so dass man in Freiburg wochenlang wieder kein Mädel anschaut. Bis auf die Frauen ist in Freiburg alles besser wie in Bayern. Das ist der Preis, den man über die Jahre gerne zahlt, dafür dass man im Badener Land seine Ruhe vor der Politik hat, besseres Wetter, man sein kann, wie man will, haufenweise Reggaeparties, berufliche Perspektive und gesundes Wasser. Einzig allein das Männchen-Weibchen-Spiel läuft hier in ganz anderen Regeln, die mir nicht passen. "Wenn du in Norwegen bist, mach's wie die Norweger" heißt ein alter Spruch. Ein Deutscher in Jamaika, der heiratet da auch eine Jamaikanerin. Aber was, wenn einen die Norwegerin oder die Jamaikanerin dort gar nicht triggert? Auch bei Pandabären im Zoo ist es häufig so, dass wenn man ein Weibchen und ein Männchen zusammen lässt, NIX passiert. Zwar kann Exotik auch hormonelle Feuerwerke beim Gegenüber auslösen, jedoch gibt es auch eine gewisse optische Prägung, die ein heranwachsendes Lebewesen erfährt. In Bayern zum Beispiel, da zählt ein Wampen beim Mann zum Beispiel als Ausdruck von Wohlstand, Gesundheit/Resilienz und Lebensfreude - hier nicht. Im Gegenteil. Modische Enthaltsamkeit von Proteinen und Kohlenhydraten im Gegenzug führen zu keinen Wadeln, geschweigedenn zu einer Figur, wo ein Dirndl abrutschen würde. Der grobmotorische Bayer möchte auch gerne etwas in den Händen halten. Vielleicht ist es auch ein genetischer Faktor zwischen Kelten/Allemannen und subalpinen Slawen, wie bei Löwen und Leoparden, Bienen und Wespen, Waschbär und Iltis, warum sich die Arten nicht so leicht durchmischen mögen.
Zu den physisch-optischen Merkmalen scheinen mir auch die ethisch-moralischen Unterschiede nicht minder wesentlich entscheidend, da der Bayer nicht nur mit dem Auge sieht, sondern auch mit Herz und Hirn. Freiburg ist ja ein Spühlbecken jedweder Gesinnungen und Herangehensweisen, wie Amerika. Und wie nach Amerika zieht es auch hierher jene, welche mit den Bedingungen, welche sie dort hatten, woher sie kamen, nicht zufrieden sind. Freiburg bietet dann Möglichkeiten, neues auszuprobieren und etabliertes hinter sich zu lassen. Und ehe man die Konsequenzen erfährt, wird die Stadt wieder verlassen. Man folgt nicht der Tradition, sondern dem Trend. Dies führt m.E. zu jener Unsicherheit, warum sich die Leute uniformieren als Tussi, Lehrer, Öko, sog. Alternativer, Studenten, und sich von Trendmachern und Kaufhäusern vormachen lassen, was die Linie sei. Neue Schubladen werden dankend angenommen, auf der doch vorhandenen Suche nach Stabilität in dieser immer schneller werdenden Welt. Dann sucht man einen Öko, einen Sportler, einen Mediziner oder gar einen Nerd, versteckt die eigene Unsicherheit hinter Frisuren, JackieOnassisSonnenbrillen, schwarzen Leggins, MaskUp und Prinzessinnen-Gehabe oder flüchtet zur virtuellen Bezugsgruppe in Apps, die sich sozial nennen.
In der Oberpfalz haben die Leut' noch Bodenhaftung. Auch wenn die nicht mehr alle in die Kirche rennen, so wurden sie doch daraufhin erzogen, dass es einen Teufel gibt, also 2 Alternativen: Gedei und Verderb. Durch die Eingeburt in ein längerjähriges Setting sind erprobte Handlungsalternativen vorhanden und Konsequenzen ersichtlich, weil ein größeres Geschwister oder ein Nachbar schonmal so eine Scheiße gebaut hat, wie sie in der Freiheit selbst erfahren werden müssen.
Auch gab es früher einen Nikolaus, der einmal im Jahr von irgendwoher alle Schandtaten auf den Tisch gelegt hat, von denen keiner was wissen konnte. Ist heut nicht mehr so, der Schokoklaus kommt, der weiß nichts mehr von einem. Heute glauben die Leute nicht mehr an den, der alles sieht und vergessen das Morgen nach dem Heute.
Die Stabilität und die Eigenverantwortlichkeit führen zu ebendieser Bodenhaftung, die OberpflzerInnen erlaubt, sich nicht auf Schubladen des Kapitalkommunismus' beschränken zu lassen. Daraus ist es wurst, ob Rasta, Punker, Tussi oder Bauer, Raucher oder Angler, wenn der Rest stimmt.
Soweit kommt es in Freiburg nicht.
Deswegen können die auch nicht mit Komplimenten oder Manierlichkeit umgehen, weil sie sowas gar nicht erst kennenlernen.
So Zeug denkt man sich dann immer, an der Theke nachts.
Und da sitzt die da drüben ganz natürlich und hat überhaupt keine Ahnung, WAS für einen Marktwert sie in einer Stadt wie Freiburg hätte.
Machmal sag ich das solchen bayrischen Naturschönheiten auch, das freut sie.
Ein zwei Drinks später kam sie dann her zu mir, meint, jetzt hätte sie genug Mut mich anzusprechen, und frägt mich, ob sie mich mal fragen dürfte, ob ich der legendäre "Juff" sei!
Sie hatte mal ein Geschichte gehört, was die dort erzählen, ich hätte Dosen mit einer toten Maus drin im Auto gehabt, um die Bullen zu provozieren und jetzt wollte sie wissen, ob das wahr ist.
Also das stimmt NICHT!
Aber die Geschichte war gut, die sie meinte: Nämlich hatte ich mal eine schöne geheimnisvolle Büchse am MariaHilf-Berg in Amberg gefunden und zugleich eine Hose an, wo eine frischtote Hausmaus in einer Überraschungseikapsel darin war. Mir hatte die schöne tote Maus leidgetan und ich wollte ihre Schönheit irgendwie vorm Verfall aufhalten, bevor sie von Würmern und Maden zerfressen würde und hab sie erstmal mitgenommen. Da hat die schöne Dose grad gepasst, als würdiges Maus-soleum.
Die Jahre vergingen.
Nach 2 Jahren hatte in der Schule der, der sich Odysseus nannte, die Kapsel ein bissle seitlich eingedrückt um mit dem braunen Schaum, der dann an der Überraschungseikapselseite raus kam, die Mädchen zu ekeln.
Einmal hatten wir eine Fledermaus zu Hause, die kam, klebte sich an die Garagenmauer und blieb da hängen bis sie tot war und länger. Nach paar Wochen hatte ich sie begraben, sie war süß und pelzig - bis die Maden und der Verderb sie zerfressen hatten. Die hab ich dann auch ins Maus-soleum und dazu eine Feldmaus, die ich in einer früheren JugendForschtAktion nach ihrem Ableben mumifiziert hatte.
2 Jahre hatte ich diese Dose unterm Handschuhfach herumgefahren, bis endlich ein Bulle so neugierig war, dass er sie aufgemachte:
Ich fuhr damals mit 3 Passagieren nach dem Juz 2 Straßenecken weiter ins Ghetto, wo wir noch jemanden besuchen wollten. Da schnitten uns 2 Zivilfahrzeuge mit bayreuther Nummer die Parklücke und die Straße ab, holten uns aus dem Auto und zerlegten alles.
Ich hatte einen psychisch labilen Punker dabei, mit einem Lederbeutel um den Hals. "Nein, Nicht!! Ich bin Hexerrrrrr !!!!" mahnte er die Cops an, als sie seinen Beutel untersuchen wollten.
Dann irgendwann fand der eine Die Büchse und wollte von mir wissen was drin sei. "3 tote Mäuse" entgegnete ich. Er wollte, dass ich die Büchse öffne, aber ich wiedersprach mit dem vermutlich intensivem Gestank.
Er war schon angeekelt von dem Gedanken daran und äußerte dies auch. Ich stimmte ihm zu.
Dann war er mit der Dose auf der anderen Seite vom Auto und ich auf der einen. Er legte sie sich aufs Autodach, und, Leute, ich habe das einzige Mal in meinem Leben Gestank g e s e h e n , wie er wie eine Pandora aus der Büchse schwoll, mitten ins Gesicht von dem bayreuther Beamten.
Die Fahrzeugkontrolle ging dann nicht mehr lange, und sie fuhren wieder ihreswegs.
Also: Es war nur 1 Dose mit 3 Mäusen, dass ich das mal richtiggestellt hätte.
Eine halbe Stunde später kommt der lokale Punksänger in die Bar, der so heißt wie ein Videogenre ab 18, und ist überwältigt erleichtert; denn man erzählt sich noch weitere Gerüchte über mich: ich hätte mir jetzt meine Haare abgeschnitten auf Schnapsglaslänge, und würde jetzt mit Anzug herumrennen.
Auch das stimmt NICHT!
Meine Haare sind noch verfilzt, knapp schulterlang, zumzopfbindefähig, und ich habe gar keinen Anzug.
Ich bin eh oft an Orten, wo steht "No Smoking" und ich muß auch nicht.
Wenn es noch irgendwelche Gerüchte über mich gibt, nur her damit!
Es ist nicht alles immer so, wie es die anderen sagen.
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