Montag, 4. Mai 2015

Morphogenetische Felder unserer Matrix

Alles begann oben, aber weit unten, am Boden der Bergkuppe am Südosthang des Rautschkopfs.
Ein kleines Bäumchen reibt sich die Augen und entdeckt, auf der Welt zu sein. Er macht drauf los und tut das, was ein Baum so tut. Was der Baum vielleicht nicht weiß, genau ober ihm steht ein Stein über. Ein dicker Fels. Und der Baum wächst. Es kommt der Tag, wo der Baum an die Felsplatte erreicht. Nichts passiert, zunächst. Und der Baum wächst weiter und tut, was ein Baum so tut. Eigentlich sah es gut aus, was der Baum jenseits der Felsplatte dann sah, wie er drüber schauen konnte: andere Bäume von denen er schon gehört oder auch gar keine Ahnung gehabt hätte, dass es die gab. Und dann kamen nachts Rehe und fraßen ihm oben rum. Das war eine arge Zeit für den Baum und es ging lange so.  Und dann kam der Wind dazu. Jede Jahreszeit hat seinen Wind. Der Baum war schon groß, aus Holz und wurde vom Wind bescheuert, an der der Kante der Steinplatte. Und da tut der Baum, was ein Baum da tut: Er geht, wie mal ein jeder geht: kaputt. Erst hartzt er, dann wird er faul und dann bricht er ab, da.



Es war ein anderer Baum, nicht so weit unten, sondern weiter oben, oberhalb am Hochplateau. Ein Eichhörnchen hatte den Samen beim Vespern vergessen, oder musste es so kommen? Oder beides?
Gerade kam viel Licht durchs Kronendach des montanen Bergwalds.  Der vergessene Sämling tat das, was vergessene Sämlinge tun, wenns passt und wuchs. Und er wuchs und er wuchs bis hoch hinaus, wie wenn ein Unsichtbares ihn ziehen würde. Er wird den Platz einnehmen im Kronendach. Auch seine Bedingungen sind nicht so geil: Er wurzelt auf einem Fels, was blöd ist, für Bäume, aber er tut es. Wenig Wasser und schwierige Verankerung, aber der Baum wächst, denn er muß. Und irgendwie strengt er sich dabei an, genauso zu wachsen wie der tapfere alte knorrige Kauz von unter der Felsplatte, bis er einmal selber so groß, wenn nicht größer als der untere Baum sein wird, an den dann nix mehr erinnert.


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