Freitag, 5. Mai 2017

Jubal, Trubel, Heiterkeit

1 Reggaeparty und 2 Geburtstage führten mich mal wieder in die alte Heimat.

Mit dem Quer-Durchs-Land-Ticket von Freiburg nach Elzach, von Elzach mit Bus nach Haslach im Kinzigtal, von da mit Zug das Kinzigtal, Wolfach undso bis nach Freudenstadt, von dort mit einem anderen Zug über die Gäu nach Stuttgart (Cannstatter Wasen!) und weiter mit einem Anderen Zug nach Ingolstadt(!); ab dort fuhr der Zug rückwärts nach Ulm, und von dort gings mit einem anderen Zug 3h nach Regensburg-Prüfening.
Die Alternativ-Route hätte einen 1h Aufenthalt in Stuttgart gehabt.
Die Bahn! Aber sie fährt. Vorbei an vielen Hasen und Rehen durch das schöne Neckarland und weiter.

Was war los?

Der Ras Kedesh wollte den ersten Dubclub der Oberpfalz starten, diesmal mit den Irie Subsetters aus dem Allgäu und den locals von Jubal Sound aus Regensburg.
Schnell hat er noch sein Soundsystem ausgebaut, schöne Deko mit Bildern und zu wenig Leute eingeladen, die von München und bis aus dem Buschland kamen um zu feiern, bei Rauchen draussen und Bier 0,3 für 3,50 und Augustiner für 4€.


Das Gute war die Musik. Viele tunes mit vocal lyrics, dazwischen die Erklärungen auf Englisch und Bairisch im Sinne von Wurzeln und Kultur.
Viel Platz zum Tanzen ist auch gut und saubere Toiletten sind schön.



 Jubal ist laut Bibel der Stammvater aller Musiker.
Tät mich freuen, wenn das klappt mit Dub-Kultur in der Oberpfalz, daß sich's rumspricht und etabliert.
Heimschicken würde ich den Beleuchter. Strobo und sonstige weiße Blinker bei Dub-Musik ist scheiße.

Schade dass das mit dem Pennplatz nicht geklappt hat, und so gings wieder 25min zur Fuß zurück zum Bahnhof Prüfening.

Man beachte links den Hinweis, dass da hinten im Grünen noch irgendwo Gleis 3 kommt!


 
Das ist Gleis 3, wo Morgenstund Gold im Mund hatte und nach einer halben Stunde der Zug nach Regensburg kam, von wo aus nach einer weiteren Stunde Nichteinschlafens der nächste Zug kam, das Naabtal hoch.



Eine 1m hohe Hinweistafel neben dem Weidener Bahnhofseingang, die extra Amerikaner ermahnt, nicht der zu sein, der richtig Ärger wegen Schwarzfahrens bekäme.


Next stop: Maibaumaufstellen

Man stellt sich das Maibaum aufstellen romantischer vor, als es wirklich ist. Nämlich dass fesche Burschen und Madeln im Tanzreigen in einer Gemeinschaftsaktion mit Körperkraft ein bunt dekoriertes Symbol ihrer Kultur unter Humta humta in die Waagerechte stemmen.


In Wahrheit macht das das THW mit einem laut tönendem Diesel-Kran: 


 Am Ende fahren sie mit dem saubersten Löschzug der Feuerwehr einen hoch, der den Kran abhängt. 
Wahrscheinlich wegen TÜV und so.
Oder aber wenn das Ding endlich steht, und schaut man dann in die Augen eines uniformierten THW-Warriors, wenn er sich eine Kippe anzundet, dann sieht man den Stolz und das Selbstbewusstsein des Burschen in der Moderne.
Früher hatte man einfach keine Kräne und keine THW-Uniformen, was aber heute Tracht ist, und nicht die Fashion-Lederhosen, wie sie zB von den Geschäftemachern der Cannstatter Wasen oder anderen Ballermanähnlichen Events aufgesetzt werden.
Eine Frage bliebe noch: Diese linksherum hochführende weißblaue Bänderung, die regelmäßig von unten nach oben führt, wie wird die aufgemalt? 
Man bräuchte einen dicken Pinsel, eine ruhige Hand und ein Maibaum-Dreh-Gerät, oderso. Wahrscheinlich gibt es auch irgendwo in Bayern einen Maibaum-Dealer, der die Dinger herstellt und vercheckt.
Angeblich hat das aber der Crazy angemalt, also doch vor Ort, und der wüsste das.

 Weiden heißt die Stadt. Die Weidener lieben ihre Weiden und ihre Weiden.

Zufällig war in der Stadt ein Frühlingsfest, was will man machen!

Das ist nicht so wie im Freiburger Biergarten, wo man hinkommt und sich erstmal in die Schlange stellt und dann die Wahl hat zwischen einem Pils-"Mahs" und einem Weizen-"Mahs", wofür die Studenten 4 Maßkrüge Schaum wegschütten, bis sie einen Krug voll bekommen, und dann sind noch 5€ Pfand auf den Krug.
Sondern das Hinsetzen allein bedeutet für die Bedienung, daß sie 1 Liter frisch gezapften Regionalem vorbeibringt und hinstellt.
Neben mir am Tisch sitzen ein Paar, sie 50, er 60, und zupfen zusammen eine geräucherte Makrele vom Papier und trinken eine Maß zusammen, danach zündet sie sich die Filterkippe mit tschechischen Packungshinweisen an :)
Die Bedienung kassiert gleich die 8,20€ ab. Ich halte ihr einen 50€-Schein hin und frag, ab das so geht, dann antwortet sie: "D-Mark waaratnma läjba!" ("wären mir lieber")  und schaut mich wehmütig aber standhaft an.

Bei der Euro-Einführung hat eine bei Stefan Raab interviewte aus Weiden ins Fernsehen gesagt, dass sie nicht glaubte, dass sich dieser Euro bei ihnen auf dem Land durchsetzen würde; in den Städten vielleicht.

Und dann fing der Alleinunterhalter mit dem Keyboard an, die Lieder zu singen und spielen, die jeder kennt und die das süffige fließen und die Zeit verfliegen lassen. Biermusik statt Sweethomealabama oder Bettlermusik.

Die Leute haben teilweise sehr kleine Hunde.

Schräg gegenüber in einer Gruppe saß eine ordentlich Barocke mit einem Dekoltée wie ein Fahrradständer, woraus am Rand eine kleine Namenstätowierung wahrscheinlich herrausschaute, und darunter auf dem Shirt in großen Lettern der Aufdruck "Schmusen warad etza schee"



Next stop: Mein erstes Angeln
Die Frage, ob heute ein Fisch-Mord stattfinden würde, hätte sich erst gestellt, wenn wir einen gefangen hätten.

Bei Wind von Ost
die Angel rost', 
bei Wind vom Westen
geht Angeln am Besten.
(alte Angler-Weisheit)

Und so war es. Die Teiche und Weiher waren nämlich früher nach dem Wind hin angelegt, damit dieser Luft hinbläst, was gut wäre - hab ich gelernt.


Am Rußweiher gibt es noch Adler und andere seltene Vögel. Ein Haubentaucher fing sich einen Fisch, Kormorane fliegen durch, Seidenreiher chillen und eine Möwe holte sich einmal die Ködersemmel. Sonst passierte nix.
Von der gegenüberliegenden Seite her tönen die Maschienengewehre der Amerikaner. Ich bin das garnichtmehr gewoht, die Leute hier schon und stören sich am Lärm einer entfernten Bundesstraße.

 Gefangen im Konvoi aus Militär-Fahrzeugen, die kriegsbemalt für den Einsatz üben.
Weiter ging's in die Stadt.

Mir neu: ein Parksystem, wo man SMS schickt:

Der Maibaum steht stabil:


a Nackerte auf p'Faust
Auf dem Markt gibt es mittwochs immer Rosswürste zum Mitnehmen für 90 Cent das Stück. Aus extra dafür gezüchteten Schlachtrössern, nämlich Haflingern. Schmeckt herb.
Pferde essen ist out, weil es mal ein Papst verboten hat, da das Pferd dem Gott Thor geweiht war. Dort wo das Heidentum nicht ganz ausgemerzt werden konnte, essen die das heut noch.
Im Krieg wurds auch untersagt, wegen Rösser bei der Schlacht anstatt Schlachthof.





YAY: ein "Michl Er"-T-Shirt, vom special T-Shirt-Dealer, das er mir extra gemacht hat:
 
Im Internet wars verboten zu machen. So für privat gings aber bei ihm, obwohl er grad noch 30 T-Shirts für den Global Marijuana-March in Weiden am Wochenende machen musste.






Hier machte ich als Kind meine ersten Dunkings:
(Scherz) Der Witzkorb! Kinder wachsen ja an ihren Herausforderungen, ist vielleicht die Intention, ein so ein Monstrum, halb Korb - halb Maibaum, auf den Kinderspielplatz zu stellen. Wahrscheinlich war es aber wiedermal gut gemeint.



Wo noch Forsythien blühen:
Wettermäßig sind die in der Oberpfalz so 3 Wochen später als in Freiburg.
Häufige Frage der Weidner: "Juff, warum bist'n Du so braun?"
Antwort: "Weil ich nimmer hier wohn'!"



Der Biber in den Sümpfen der Schweinenaab zerstört die Botanik . . . und am Horizont taucht zufällig ein Riesenrad auf!


Affe Alois:
Nirgendwo gibt's glaub' ich diesen Namen heute noch häufiger.



Der Kini ist bei den Bayern das, was bei den Rastafaris der SelassieI ist: allgegenwärtig.

Feschsche Waadln undso!

Das war für den Lemminger




und irgendwo an einer Autobahnraststätte:




Noch ein Tip am Rande: Wenn man seine EC-Karte im Automaten vergisst, ist es hilfreich, die Nummer der Auskunft zu wissen um die Sperr-Hotline zu erfragen. Das sperren braucht schon paar Minuten, und man muß dazu seine Kontonummer und Bankleitzahl wissen.

Weiter geht's nun so, daß man die Karte nicht mehr bekommt, auch wenn sie gefunden würde, sondern man bekommt eine neue Karte. Diese neue Karte hat dann automatisch die Funktion der kontaktlosen Bezahlung im Vorbeigehen an einem Wellensymbol, bis 25€. Wenn man das nicht will, kann man die Funktion jetzt noch sperren, aber das sei die Zukunft und in Zukunft würde man das nicht mehr sperren können :-o

Nun trotzdem auch wieder froh, in Freiburg zu sein.

cu!

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