Einen Bock hab ich wieder geschossen, und zwar:
Ich war am Set für einen Filmdreh mit 50 anderen Komparsen im Wald. Es sollte die Massenszene gedreht werden, wo viele sind.
Auch Schauspieler waren am Start, Maske, Kostüm, Licht, Kamera, Requisite, Sanis, Hastenichtgesehn. 100 Leute mit 100 Lastwägen waren inmitten des naturgeschützen Waldes, den ganzen Tag.
Die vielen Leute brauchen nicht nur Wald, sondern auch Zelte, ihre Lastwägen
und Essen.
Filmfirmen mieten sich das alles an, von Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, zB Catering am Set zu machen.
Die Stimmung am Set steht und fällt mit dem Essen.
Das Essen ist wichtig.
Naja. Für den langen Tag und die lange Fahrt zum Drehort hatte ich eine kleine Umhängetasche dabei, für Geld, Fahrkarte, Notschluck Wasser, zu Lesen, und wasmansobraucht.
Am Set scheuchen einen die Regieassistenten immer, wohin sie einen haben wollen. Da ließ ich die Tasche an einem sicheren Ort, wo sie nicht auffällt, nicht wegkommt, aber ich jederzeit hinkonnte: in einem Versteck, nämlich hinter dem Catering-Truck darunter, falls es regente, dass die Tasche nicht nass würde.
Der Dreh nahm seinen Lauf.
Mittags gabs mal Pause, wo wir uns wieder am Basis-Camp versammelten, auch wegen Kaffee. Da fiel mir auf, dass aus dem Catering-Truck hinten pötzlich heiße Milch und Kaba rausfloß in die Natur - dachte mir aber nichts dabei.
Nachmittags gabs dann mal Drehpause wegen Regen. Auch da wurden wir Komparsen wieder ans Basis-Camp geschickt. Da wollte ich doch mal nachschauen, wie es denn um meine Tasche steht, ob sie nass wird.
Und siehe da: sie war unter dem Zwillingsreifen des Cateringwagens eingequetscht, weil dieser von einem Sicherungsholz nach hinten gerutscht war. Ich habs denen vom Catering gesagt, nicht dass sie wegfahren und noch mehr über die Tasche drüber.
Man muß sich das vorstellen, weil ein Bild konnt ich nicht machen, der Fotoaparat war auch drin.
Aber der Dreh ging weiter.
Danach bin ich wieder zum Cateringwagen, die waren am Köcheln für das Abendessen der Leute. Die Komparsen wurden heimgeschickt, wenn sie den Komparsenzettel ausgefüllt hatten. Meiner war in der Tasche.
Hach, gab das ein Gedränge!
Die Regieassistenz gab lautstark die Kommandos, wie sich die Komparsen etwas abschminken konnten, alle der Reihe nach.
Sie hatte die Komparsen im Griff.
Der vom Catering-Wagen hatte gemeint, man könnte mit paar kräftigen Komparsen gemeinsam den Wagen einen Ruck vorstemmen.
Ich wollte die Regie-Assistenz bitten, für mich die Truppe zu diesem Kraftakt zusammenzutrommeln, da faucht sie mich an, weil sie gerade gestresst war.
Also haben sich die Komparsen der Reihe nach umgezogen, usw und sind ab.
Ich hab mir von Filmleuten eine Schaufel besorgt und wollte die Tasche so untergraben, dass der Reifen sich nicht bewegt, aber ich an die Tasche herankäme. Aber die Schaufel war eine Rundschaufel ohne Antritt wie ein Spaten. Einen Spaten hatten sie nicht, eine kleine Gartenschaufel auch nicht.
Hab ichs mit der Rundschaufel probiert, aber ich hatte unter dem Kostüm eine wasserdichte Watthose an: So Hüttenschuh-Sohle und hoch bis zu Hosenträgern, denn wir mussten auch bissle ins Wasser. Mit der Sohle ging es garnicht, die Schaufel in den harten Boden einzutreten.
Bei der Requisite fand ich noch ein historisches Waldarbeitergerät mit langem Stiel und starkem Haken, und so begann ich damit, die Tasch zu untergraben.
Wurzeln der Bäume waren für mich kein Hinderniss.
Aber der Zwillingsreifen war groß und eher rutscht der ganze Truck in mein Loch.
Ein Mädchen fragte wirklich: "Ja wie ist die dann da drunter gekommen?"
Ich hab ihr die Wahrheit gesagt. Aber ich hab überlegt, ob ich ihr was anderes sage, wegen so einer Frage, aber sie hätte es noch geglaubt und diesen Spaß konnte ich gerade nicht brauchen; die Zeit drängte.
Ein anderes Mädchen meinte: "Oh mein Gott, ich würde schon längst dastehen und heulen!"
Ich hab ihr gesagt, dass sich davon die Tasche auch nicht allein ausgraben würde.
Aber irgendwann kam dann doch einer, der den Catering-Wagen mit Zündschlüssel anlassen konnte, obwohl drinnen Suppe am Herd war, so dass ich meine Tasche haben konnte.
Ich bin dann möglichst schnell weg. Nix war kaputt, ausser das gute alte Outdoor-Nokia, das seine 10 Jahre auf dem Buckel hat und der Akku noch 1 Woche hält!
Alles hat seine Zeit, es war eine schöne Zeit mit dem Händy.
Habs dann daheim getrocknet, 1 Tag schlafen lassen und am nächsten Tag aufgeladen: es war doch nur der Akku leer. Es ist halt ein altes Outdoor-Nokia :)
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