Freitag, 5. Februar 2016

Gedanken am Hochsitz

Wer bei schlechten Wetter im Tann keinen Unterstand findet, ist froh um die sogenannten Drückjagdkanzeln. Die heißen so, weil die Schützen auf wilde Tiere, die von Treibern durchs Unterholz "gedrückt" werden, so von oben herabschießen, wie einstmals die Pfarrer in der Kirche, als sie noch beiGutundBöse was zu sagen hatten.
Auf einer meiner Touren hatte ich die Situation, weil der Bewegungsdrang manchmal über die Bequemlichkeit siegt, für eine Zeit. Und nach gewissem Bewegen, will man sich wieder ausruhen, möglichst komfortabel windgeschützt. Da kommt einem so eine Drückjagdkanzel gerade recht.
Ich darf da raufsteigen, weil ich forstlich ein- und ausgebildet bin und mir somit der Risiken bewusst bin. Ihr dürft nicht! Wenn das Ding bei einem Schäferstündchen zusammenkracht, zahlt Ihr selbst den Orthopäden!
Die Jäger sitzen dort ansonst. Ihr Job ist es, durch Erschießen die Bevölkerung der Rehe undso so zu regulieren, daß sie sich nicht soviel vermehren wie sie wollen und der Gesellschaft den Rohstoff Holz wegfräßen, schon seit Jahrhunderten.
Das hat sich bei den Wildtieren so herumgesprochen, daß sie sich lieber verstecken. Deswegen kommt der Mensch mit Nachtsichtgerät in der Dunkelheit, dann sehen sie ihn nicht.
So viele Rehe wie Menschen gibt es nun auch nicht, und so muß der Jäger manchmal stundenlang warten, so daß er sich diese Sitze bauen lässt.
Ich hab trotz eigentlichem Sau-Wetters 2 Rehe gesehen, sogar tagsüber, aber sie mich auch und sind sicherheitshalber geflüchtet. Dann bin ich in die Rolle des Jägers geschlüpft und hab mich in die trockene Drückjagdkanzel gesetzt.
Sie war überall Teppich, zweckmäßige Ergonomie der Einrichtung, sogar 2 Decken lagen herum. Ja man ist erstmal froh, wenn man schon einige Zeit gelaufen ist, so sitzen zu können.
Da sitzt man dann so und sieht aus den Schießscharten und sitzt erstmal:

Und es passiert Nichts!

Ist ja klar, denn Rehe sind selten und auch nicht blöd. Sie wissen ja, dass in der Nähe dieser Orte die halbe Verwandtschaft draufgegangen ist, einfach so mit einem Knall. Der Jäger hat sich einen Salzkristall-Batzen gekauft, den er paar Meter von seiner Warte installiert hat. Salz ist für Rehe so geil wie Plätzchen im Advent und im Endeffekt deswegen stehen im Wald immer noch Bäume.

Also wartet man nun vor dem Salzköder, ob ein Reh kommt, aber meistens kommt keines. Und wenn man nicht schläft, schaut man.

Man sieht dabei immer nur das gleiche, wenn man nach außen schaut.

Jäger müssen langweilige Menschen sein, weil ich würde mir so einen Ort schöner gestalten, mit Postern, Dekoration und Komfort. Die Jäger heut werden aber auch am Handy hängen, wie so viele im Kollektiv.

Einen Hochsitz gabs in der Nähe, da saß immer ein 1,70m großer Paulchenpanter aus Plüsch drinnen, immerhin! Ich glaub, der be-sitztende Jäger hier wollte nicht, dass ich ihm dekoriere, sonst würde er es selber.

Was macht den Jäger so schlaflos? Hat er ein bößes Weib daheim, warum er gerne hier ist? Hat er andere Sorgen? Es gibt ja viele Sorgen, die die Menschen haben, jeder andere. Vielleicht ist es auch das Jagdfier. Das ist auch be Raubtieren zu beobachten. Es macht wohl irgendwie geil.
Mich aber nicht. Mir wurde eher langweilig, nach einer Zeit.

Dan kamen 2 Tauben !!! Erst die eine, dann die andere. Dann beobachtet man die 2 Tauben, wie sie picken.
Die picken dann so, und dann fliegt zuerst die eine weg, und danach die andere.

Die Bäume sind immer noch die gleichen.
Seit vorhin hat sich nichts verändert.



Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit.

Ich auch und nach nichteinmal ner halben Stunde wollte ich auch lieber rumspringen als dort sitzen müssen, was eine Leistung ist, die ich sehe. Über den Sinn/Erfolg und Gerechtigkeit so einer Jagerei verschwende ich keine Debatte. Die Wahrheit ist für jeden individuell.
Hochsitze können auch gut sein, für mich lieber mit schöner weiter Aussicht.

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