Sonntag, 2. Juli 2017

Meine erste Schwulen-Parade

Gestern war ja "Tag-der-Schwulen", wie es Passanten betitelten.
Das ist einmal im Jahr und da fahren die mit Wägen durch die Stadt und machen laut Ramba Zamba.
Diesmal war auch ein Reggae-Wagen am Start, warum ich mich hab überreden lassen, vorbeizuschauen.
Ich hab nix gegen Schwule. Die größten Bayern waren schwul: König Ludwig II, Gustl Bayerhammer, Walter Sedlmayer, Mooshammer, ... der Mensch stammt ja angeblich sogar vom Homo ab.
Lieben kann ja jeder wen oder was er will: seine Plattensammlung, sein Hundi, ... solange es keinem weh tut.

Die Parade sollte um 3 an der Bücherei starten.
Bis ich den Reggae-Wagen fand, war ich schon erstmal erschlagen von dem lauten Techno, den vielen vielen Menschen, die sich auf dem engen Raum drängten, viel Polizei, aber weil der Reggae-Wagen mit Bambus verziert war, fand ich ihn doch.
Concrete Garden Soundsystem, Fireburg Soundsystem und Digital Steppaz haben da viele Boxen + Aggregat + 1 Bett auf einen LKW  + 1 Nebelmaschine  und irgendwann ging der Tross dann doch los.

Hinter jedem Wagen laufen dann seine Fans oder wer Platz findet. Man darf nicht schnell fahren und nicht überholen.
Hab mich dann auch eingereit bei dem Reggae-Wagen und bin ne Zeit lang mitgelaufen, beäugt und beglotzt von zahllosen Passanten und Fotografen und Handi-Filmern.
Es ging wohl darum, möglichst oft und viel fotografiert zu werden, aufzufallen, gesehn zu werden; mir gefiel das dann doch nicht so mitten in der Masse.
Hab mich dann eher neben dem Wagen bewegt, zwischen den Passanten, wo man nicht ständig gefilmt und fotografiert wird.
Zur Musik zu tanzen, wenn die Musik dabei wegfährt, ist schwierig und müsste man üben.
Dadurch dass die Wägen mehr standen als fuhren, kommt man auch nicht wirklich in den Takt, außer man hüpft einfach immer.
 Die Tour schoppte sich dann weiter von der Bücherei, quer über die Straßenbahnlinien, vorbei am Seniorenwohnheim auf den gesperrten Stadtring, mit Glitzerwurf, den man nicht mehr weggriegt, soll die Stadtreinigung machen, mit Seifenblasen und halt laut.



Laut ist ja gut, wenn man sich's aussuchen kann. Aber Musik genießen oder seinen Liebling, ich hab sowas lieber intimer.


Als sich der Zug dann durch die Herrengasse hinterm Münster drängen wollte, wurd's mir zu blöd. Gab ja noch ne chillige Reggaeband in einem Studentenwohnheim live, mit Bierbänken zum Hinsetzen.
Auch da haben Gleichgeschlechtliche gekuschelt, ohne Tamtam, was auch niemand stört in Freiburg. Zumindest tragen sie ihre Einstellung nicht so laut nach außen, dass es unschuldige nervt.
Die Indy-Krautrockband danach war auch mal gute Musik, und als der Zug eigentlich schon hätte vorbeisein müssen, wollt ich heim und bin nochmal in den Tross gekommen, weil die so viel länger gebraucht haben, als gesagt.

Teilweise waren die Busen sehr schön, aber insgesamt ging es den Leuten wohl eher ums Gesehen werden, wie bei Tatoo-und-Piercing-Trend, wie bei den Grafittis, und dabeizusein. Ä bissle schwul waren wir dann gestern alle mal.
Heute gehört die Stadt wieder den Anwohnern, Touristen und Konsumenten, homo oder hetisch.
Es ist aber den jungen Leuten ein Bedürfnis heutzutage, wahrgenommenzuwerden, Platz fürs Zusammensein zu haben und in sich in ihrer Lebewelt wirksam zu empfinden. Menschliche Grundbedürfnisse die beim heutigen Funktionierenmüssen in einer auf kapitalen Profit ausgelegten Leistungsgesellschaft zu kurz kommen.
Seine eigenen Bedürfnisse über das Wohl der anderen zu stellen ist aber Symptomatik von Narzismus, nicht von Freiheit.
Nix gegen Schwule, Soundsystem oder Diesel-LKWs aber warum unnötig stressen?

Genau wie diese Nachttanz-Demo, wo neulich nachts um 3 viele gemeint haben, ihnen würde Sperrzeitverlängerung erlaubt werden, indem sie möglichst viele Leute aufwecken. Nimmt Euch so wer ernst?
Es gibt in einer Demokratie Wege und Mittel, sowas brav zu erreichen, fei!

Macht ein Festl irgendwo, das so gut ist, dass die Interessierten und die Neugierigen von selber hinkommen, wenn sie wollen und die Lautsprecher nicht immerwieder wegfahren.
Oder ein Speakers Corner im Stadtpark, wo jeder sagen kann, was er loswerden will und zuhört wer 's mag.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen