Um Materialkosten für meine Pädagogik im Klettgau zu sparen, und weil dort unten keine Kettensäge aufzutreiben ist, hatte ich mir eine solche ausgeliehen und dort benutzt.
Eichenrundholz der Länge nach aufzusägen ist eine mords Plagerei, sag ich Euch. Arbeitssicherheit und baumartenspezifisch hohe Holzdichte erfordern ein Maximum an Ausdauer, Sprit, Muskelkraft und Ausrüstung.
Es ist ja gerade recht umständlich, mit öffentlichem Personennahverkehr vom Oberrhein an den Hochrhein zu kommen, aber retours erlaubt die Bahn für die Streckensperrung am Isteiner Klotz, ab Basel den Regionalverkehrpassagieren eine viertel Stunde alle ICEs durch den Katzenbergtunnel zu benutzen, wenn sie danach gleich wieder aussteigen um von dort mit der Bummelbahn weiterzugurken.
Morgens fahren noch keine ICEs, weil ICE-Kunden länger schlafen, aber später dauert es so nicht viel länger, als sonst.
Es ist auch nicht nötig, für die kurze Strecke mit den Regionalbahnkunden, Wagons anzuhängen, denn man kann schon 15 Minuten in die engen Gänge gequetscht überstehen.
Ich hocke mich meißt gleich in den Zwischenraum, wo ich einsteige.
Also mit dem Zug um 5:08 runter, Mission, Mission Ende, 50 min warten, Stunde Regionalbahn nach Basel, ICE-Zwischenraum 20:30, setze mich auf den Boden mit meinem Rucksack, meiner Aktentasche und der Kettensäge, und im ICE gibt es sogar noch Schaffner! Da sind sie also! Hochuniformierte Deutsch-Pakistani, nennen wir ihn Hrndi, schreit er mir vom Bahnsteig rein: "Das ist ein Personenzug!" und zeigt auf mein forstliches Lehrmittelbeschaffungsgerät.
"Das ist eine Kettensäge", entgegne ich ihm.
"Das ist eine Waffe!", sagt er.
Ich arbeite mit Geistigbehinderten, mich wundert nichts mehr, und wir fahren los.
Dauert nicht lange, dann kommt der nächste uniformierte Dienstmann, mit noch ostdeutscher Sprachfärbung, nennen wir ihn Meik.
Er will meine Fahrkarte sehen und fängt dann auch an "Das ist eine Waffe!" auf die Kettensäge deutend.
(Ich sehe da Jobmöglichkeiten für meine Schutzbefohlenen.) Ich erkläre ihm, dass Kettensägen in allererster Üblichkeit zum Sägen von Holz verwandt werden, aber er beharrt.
Ich weiße auf Harzreste hin, wo er Blut ahnt und wollte ihm meine pädagogische Intention mit meinen Unterrichtsentwürfen untermauern, und als ich mich als Pädagoge oute, da erklärt Meik, dass 300 - 400 Leute in diesem Zug reisten, die alle meinten, Kettensägen seien Waffen und sich bedroht fühlten, ob ich denn keine Tasche dafür hätte.
"Es gibt keine Kettensägetaschen," entgegnete ich ihm, mit meinem Rucksack und der Aktentasche dabei. Das Kettenblatt hat seinen Plastikschutzhülle an und einen Griff zum tragen.
Ich kann das nicht glauben.
Ist das möglich, dass ICE-Reisende solche Sorge vor einem forstlichen Handgerät hätten, dass der Personenbeförderer noch-Nummer Eins im Lande Kettensägen auf seinen Index verbotener Mitführgegenstände gesetzt hat?! Ich könnte mich ja bei der Deutschen Bahn beschweren, aber womöglich sei sogar noch BENZIN darin! Eine Kettensäge mit BENZIN - todesgefählich UND hochexplosiv!
Ich muß annehmen, auf der anderen Seite der Gesellschaft zu stehen, wo mit Kettensägen noch Holz bearbeitet wird. Aber es scheint mir in der Kaste der ICE-Reisenden eine Perspektive auf Kettensägen zu geben, jenseits des Basiswirtschaftssektors. Nämlich Menschen, die Kettensägen in erster Linie aus gewaltverherrlichenden Medien kennen, das macht MIR Angst!
Wieviele Menschen sterben wohl jedes Jahr durch ICEs und wieviele durch Kettensägen?
Letzte Woche erst zwei Stationen weiter bei dem Suchtmittelentzugscamp-statt-Knast-Dorf hatte die Bahn 25 Minuten zu warten, wegen einer "Notfallsituation im Gleisbett, wo heute ein Holzkreuz, Blumen und Kerzen standen.
Wie viele Leute sterben durch das, was die ICE-Reisenden auf ihren Labtops haben, die NICHT als Waffe deklariert werden?
"Auch ein Löffel kann eine Waffe sein!" entgegne ich Meik, ausgezerrt, fast 16 Stunden nach meinem Reisebeginn. Da drückt er nochmal ein Auge zu, aber meint, er hätte in all seinen vielen Jahren im ICE noch gar nie eine Kettensäge gesehen. Ich verspreche ihm aber, dass ich in 5 Minuten eh wieder aus dem Zug steigen würde, und war froh, in Müllheim (heißt wirklich so), nach einiger Wartezeit, in einen normal Zug zu steigen, mit Sitzplatz, auch wenn der Boden nach Pflegeheim riecht,
die Verdauungsstörungen des Großhundes schräg gegenüber zu ignorieren versuchend.
Thank God, it's friday!
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