Freitag, 9. Januar 2015

Gründe, das Ref abzubrechen:

Quelle: quotlr.com
Das Ref ist eine praktische Lehrzeit für Staatsjobs. Es sollten praktische Kenntnisse vermittelt werden können, die das Studium nicht liefern kann.
Man schwört anfänglich seine Menschenrechte an den Staat ab, Streikrecht, Wahl des Arbeitsortes,... Mädels brauchen dann hohe Schuhe, ein dicke schwarzrandige Brille wie der Typ von Garfield und stecken sich die Haare hoch, Männer müssen Hemden kaufen und sich auch ausserhalb der Schule wohlverhalten benehmen, als Aushängeschild einer Ideologie.
Leute, die in Staatsjobs arbeiten, arbeiten also nicht für einen Typen oder sie lieferten Leistungen, die einen gewissen Wert verkörpern, den sie materiell gegengewichtet bekommen, sondern sie verpflichten sich mit Haut und Haar, dem Dienstherren zur Verfügung zu stehen. Es gibt keinen Feierabend und keine freie Person. Bob Marley würde sagen: Babylon System is a Vampire.
 Heißt, wenn man Guitarre spielt, wird man nicht mehr am Wochenende seine Band haben, sondern man macht in der Schule eine Guitarren-AG. Man wird nicht mehr sein Gemüse pflanzen, sondern man macht Testläufe für das Schulgartenprojekt. Und wenn der Dienstherr sagt, Du arbeitest vormittags da und nachmittags dort, dann ist das so. Dann setzt man sich nach der Pause ins Auto und fährt zu der anderen Schule, mit den anderen Kindern, die grad in der Pause vielleicht Schlägerei hatten oder auf Schulausflug weg sind - die Kommunikationskette hat leider nur nicht funktioniert.
Wenn der Unterrichtsplan sagt: "Schwule", dann unterrichtest du: "Schwule". Wenn der Unterrichtsplan sagt: "Schwule - Nein!", unterrichtest Du "Schwule - Nein!" Wenn Du selbst sagst, "Schwule - weiß nicht." unterrichtest Du auch: "Schwule - ... " ...was du sagen sollst.
Funktionieren, dafür zahlen die einem ordentlich.
Das funktioniert nicht produktorientiert, erfolgsorientiert oder qualitätsorientiert, sondern starr nach Tarifgruppen.
Der Dienstherr ist in diesem Fall das Land BaWü, repräsentiert durch eine Hierarchie von Beamten.
Als Lehrer funktioniert man wie ein Polizist oder ein Soldat als seelenloser Zombie. Deswegen mögen Automechaniker, Schrebergartennachbaren und Gastronomiebedienungen keine Lehrer. Die sind arrogant und unheimlich und sie lachen anders. Die soziale Ächtung dieses Berufsstandes: "der Fritz", "der Hans", "der Heinz", aber "der Lehrer Xxx"; man ist nicht normal, sondern lediglich ein Betitelter, ausser in seiner eigenen Kaste.
Sein Leben gegen ein solches einzutauschen mag für ein Viertel der Gesellschaft passen. Ein Drittel der Lehrer erleiden mindestens 1x nen BurnOut, ein anderes Drittel sind gefährdet. Und manche kommen damit klar.
Eine Lehreraufgabe kann man/muß man vielleicht annehmen wie eine Mutterrolle: die eigenen Bedürfnisse gegen 0 schrauben. Vielleicht auch deswegen sind so viele Frauen im System. Und damit kann verlangt werden, dass man mehrere Sachen gleichzeitig machen kann. Frauen können das wohl.

Die oben bekommen viel, die unten wenig, können aber rangmäßig aufsteigen durch Schleimen. Die oben können nicht absteigen aber abgesägt werden, im Ausnahmefall. Auch sie waren mal Menschen und funktionieren nun.
Wertschätzung kommt in diesem System vor, finanziell.
Außer im Ref, wenn man zum Beispiel beim 3. Unterrichtsbesuch durchfallt und für ein halbes Jahr von knapp 1000 auf 800 Geld degradiert wird, was einem dann abzüglich Miete, GEZ und ScheißPrivatversicherung auf weniger als Hartz4 lässt, wobei man auf Reisekostenabrechnungen seit nem halben Jahr wartet.

Unter Umständen kann es passieren, dass man die beiden Schulpraxistage der Woche an einer "wohnortnahen" Schule zu sein hat, wohin stündlich nur der Zug fährt und 2h für die Strecke braucht. Das kann bedeuten, dass man, wenn man um 8 Uhr dort sein soll, um 4 Uhr aufzustehen hat, auch wenn man erst am Vortag um 19 Uhr von dort am Wohnort angekommen ist; 1,5h Zeithaben für emails, Wäsche, Hausaufgaben, einkaufen, Zeug für morgen richten, und dann schnell schlafen. In Ermangelung einer Essenspause ernährt man sich die beiden Tage nur von dieser leckeren Aldi-Salami, Emmentaler und fürs schlechte Gewissen Vollkornbrot.
Bei 5monatigen Streckenbaustellen, Selbstmördern der Suchtklinik am Gleisrand, oder einer Verspätung eines Zuges auf der Hochrheinstrecke um 8 Minuten dauert die Fahrerei wesentlich länger.
Ein Leben in geschlossenen Räumen.
Kein Wunder dass der Körper da irgendwann durchdreht.
Das haut den Biorythmus gehörig aus der Bahn. Der Körper schlägt Alarm mit Tinnitus,  Rückenschmerzen, Bewegungsarmut, Sehschwächen vom ewigen Computersitzen.
Der Geist versagt: man kann sein Potential nicht ausleben weil man zu müde und zu geschlaucht ist.
und der Verstand versagt: das erste mal wieder Selbstmordgedanken nach 20 Jahren.

Ein System, dass da zusieht, ist unfreundlich.
Das Ref ist ein Härtetest, der auf Demut ausgelegt ist, nicht auf Förderung pädagogischer Fertigkeiten, sonst müssten sie anders vermitteln.
Die Bundeswehr ist familienfreundlicher.
Wenn einem die Beziehung kaputt geht, kommt kein Achselzucken, denn im Ref geht jede 3. Beziehung halt kaputt.

Das deutsche Bildungssystem ist das Ergebnis von Profilierungsmaßnahmen fachfremder Politiker und nicht menschlich artgerecht.
Ich meine, Menschen zwischen 15 und 20 müssen auf nem Fasching auch mal kotzen dürfen. Aber mit alkoholfreien Limo-Cocktails?
Jugendliche rauchen mit 15 mal eine Zigarette, gerade am Fasching.
Aber "Herr Schullehrer" muß sagen: nönönö und wir sind hier im  Glücksbärchiland.
Ich meine, Tabus machen's der Jugend nur begehrenswerter,
Dürfte ich aber nur meinen.
Tun muß Schullehrer anders.

Eine Macht, die einem ein Leben abverlangt, das nicht mehr eigenes, sondern seines ist, ist wider die göttliche Idee. Amtshandelnde Zombies/Marionetten/Playmobil-Spielfiguren/Kutschengäule/Ketten-Tanzbären sind ersetzbar, Menschen nicht.

Ich hab mich entschieden und dem Seminarleiter dann ein Handtuch vor die Füße geworfen und ihn gefragt: "Was glauben Sie könnte das Thema der heutigen Stunde sein?"


... und jetzt schlaf' ich erstmal aus.





Der Reformpädagoge Janusz Korczak forderte schon vor 100 Jahren die 3 Grundrechte des Kindes: sterben dürfen, so sein dürfen, wie man ist und das Recht des Kindes auf den heutigen Tag, das nehm' ich mir heute auch und mach nur mich so kaputt, wie ich es will.



Wenn man dann die gewonnene Freiheit bei einer Bratwurstsemmel am Münstermarkt feiern will, wo einem der offene Geldbeutel runterfällt, dass alle Münzen rausfliegen und alle Erwachsenen zuschauen, bietet einem auch das echte Leben Gelegenheiten, to tell the children the truth, wenn's ein fremdes Kind ist, das einem hilft, die Münzen aufzusammeln.

Hütet Euch vor dem Hobby-Pädagogen im Alltag!

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