Dienstag, 11. Oktober 2011

zum Staatstrojaner:

Ich weiß nicht, ob ihr's schon wisst, es gibt da jetzt einen Virus aus Bayern, der ausspioniert, durch die Webcam und das Mikrophon, wie es bei Euch daheim abgeht, und der heißt "Staatstrojaner".
Das erinnert mich an damals, wie sie mein Händi verwanzt hatten, und das kam so:
ich bin mal wieder nachts mit meiner verrufenen Karre durch Weiden gefahren und seh' den A.-seelig, wie er auf der anderen Seite Richtung JuZ geht und den wollte ich noch treffen, zwecks Plattenkaufen am nächsten Tag beim L.
Wie ich dann vor's Juz komm, waren da: die Staatsgewalt.
Gleich wollten sie wieder mein Auto auseinandernehmen, was sie dann auch taten. Gefunden haben sie zwischen feuchten Socken und Natur im Kofferraum unter anderem "Kinnick-Kinnick" aus dem Indianerladen, ein damals noch legales Schnapp-Messer und ein Tütchen mit der Aufschrift "Salvia divinorum".
"Was denn da drin sei", wollten sie wissen. Es war: "Salvia divinorum", damals auch noch legal, aus dem Skate-Laden. (Später im Bericht hatten sie trotz der Aufschrift "divinosum" reingeschrieben :) Ziemlich blöd sind die mir insgesamt gekommen, die sechs Polizisten, so dass meine Freunde vorm JuZ langsam ungehalten wurden. Der eine Bulle hat dann ein Gesetz erfunden, dass der H. seinen Hund in Anwesenheit von ermittelnden Vollzugsbeamten an die Leine zu nehmen hätte, undundund.
ich hab denen dann gesagt, dass ich ruhig mitfahren würde, damit ich ihnen am Revier pissen kann. Ich hatte eigentlich nichts zu befürchten. Sie sollten mir nur kurz vorher dem A. was sagen lassen, wegen dem geplanten Schallplattenkaufen am nächsten Tage.
Nein, sie ließen mich nicht ins JuZ rein, sondern der verdutzte A. musste rauskommen, und ich saß schon hinten bei denen im Auto, das Fenster nur einen kleinen Spalt breit offen zur Kommunikation, und noch bevor diese beendet war, fuhren die mit mir los, auf's Revier.
Diese blöden Pisstests waren aber so unzuverlässig, dass sie bei Leuten, die am Vortag noch platt auf dem Boden gelegen hatten vor Rauschgift, mal genauso nichts angezeigt hatten, wie bei dem bong-rauchenden Punk, der auf seine Punker-Reputation gepocht hatte, dass er als Punk nicht kiffen würd', sondern halt säuft, aus Überzeugung und sein zweiter Test negativ ausfiel. Bei mir zeigte der Test aber was an. So sind wir ins Krankenhaus zur Blutprobe.
Die Kräuter haben sie mir beschlagnahmt, das Messer, das ich während der ganzen Zeit einmal sogar aus ihrer Obhut stehlen konnte, nur um ihnen ihre eigene Fahrlässigkeit vor Augen zu halten, hab ich wiedergegriegt. Das Handi sollte ich nach 3 Tagen am Revier abholen.
Dann ham's mich freilassen.
Vorm Krankenhaus warteten paar Kumpels von mir. Auf den einen sagten sie, weil er blonde Dreads hatte und sich grad mit Tabak selber eine Zigarette drehte: "Schau, da ham' mer schon 'an nächsten!"
Das nur am Rande.
Ich fuhr also wieder mit meinem Auto zum JuZ zurück, denn da war noch ein Plakat an der Tür "Trabbi zu verschenken" und mein Auto war schon zu verrufen und kaputt, als dass es noch angenehm war, damit rumzufahren, aber: das Plakat war weg! Ich hatte die Telefonnummer von der Anzeige nur im Handi, vom Vortag, und das war bei der Polizei. So bin ich am nächsten Tag zur Polizei gefahren und bat sie, sie mögen doch, wenn sie mir das Händi schon nicht rausrücken wollten, wenigstens die eine Nummer sagen, denn ich wollte den Trabant und sonst wär er schon weg gewesen, wenn ich die 3 Tage hätte warten müssen, anzurufen.
Nein, sie konnten mir die Auskunft nicht geben, weil der zuständige officer nicht im Dienst war und sie keinen Schlüssel hätten, für den Schub, wo das Telefon drinlag.
So kam es, dass ich nie einen Trabbi fuhr.
Nach 3 Tagen, als ich das Händi wiederbekam, hab ich es aufgeschraubt. Und trotz 2 einschlägiger Vorbesitzer war es innen sauber wie neu. Haben die mir das innen geputzt! Und wann immer ich mit jemand anderem getelefoniert habe, hat der andere ein paar Sekunden nach Gesprächsbeginn ein kurzes Piepsen gehört, ich nicht.
Dann waren sie plötzlich überall: ob am Blauen Weiher nachts oder 30km weg in Eschenbach, oder in der Stadt, immer wenn ich wo auftauchte, waren Bullen da, fiel meinen Freunden auf.
Es wäre da nur eine kleine Stelle zu löten, und dann konnten die, auch wenn das Händi aus war, durch die Batterie, die die Uhrzeit im Händi stabil hält, mithören, was abging.
Vor meinem Haus standen die nachmittags 2h auf blöd, obwohl mein Auto in der Garage war, sie also eigentlich nicht hätten merken können, dass ich daheim war. Sie haben viel lauten Reggae gehört in der Zeit, die Bullen. Und auch viel schlechte Musik hab ich ihnen vorgespielt. Oft war das Händi auch hinten im Schrank zwischen Klamotten, wenn Freunde kamen. Und irgendwann hab ich mir dann ein neues Telefon besorgt.
Aber wer im Glauben an den Hl. Sankt Nikolaus aufgewachsen ist, der ist es quasi gewöhnt, dass irgendwer alles mitgriegt. Vondemher war es jetzt für mich nicht so schlimm. Nur wer was zu verbergen hat, und glaubt, sich getrennt von der Allmacht eines höheren Wesens seiner Schandtaten nie rechtfertigen zu müssen, der hat ein Problem mit Staatstrojanern: Atheisten und Terroristen! Es interessiert den Staat NICHT, wie ungeschminkt Ihr da vor der Webcam sitzt, oder wie aufgeräumt es bei Euch ist oder wenn Ihr Euren Freunden neben dem Computer erzählt, wie Ihr nachts heimlich einen fetten Karpfen aus dem Teich gefischwildert habt. Und wenn Ihr jetzt ohne Labtop tief in den Wald geht, um Euch dort mit Eurem Zwischenhändler über frische Menschenware, Drogen oder Sprengstoff unterhaltet, mit sowas werdet Ihr weder alt noch glücklich. Und daran liegt nicht primär der Staatstrojaner. Seid lieber froh, dass Ihr nicht den scheiß Job machen müsst, den Datenmüll auszuwerten. Und überlegt lieber mal, wie Ihr die Technik benutzt, bevor sie Euch benutzt.


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