Noch in der ersten Stunde kommen wir an die erste Schnaps-Station: So Flaschen in einem Körbchen mit Kässle daneben. Wir zügeln uns aber noch, es kommt noch besser.
Man kann den Brunnen checken, wenn man den Weg von hinten her geht, da ist er aber steiler. Insgesamt geht der Weg ca 10km und 500 Höhenmeter raufundrunter rund um einen Braunberg.
Wir gehen erstmal rauf.
Man ist noch nicht mal richtig fertig, da kommt man an Häuser in Einöde. Die ganze Tour sieht man keine Orte, nur einzelne Weiler, die oft mit einer Überraschung aufwarten. Holdergrund heißt die erste Station, wo wir nicht wiederstehen können:
Mitten zwischen 2 schön gepflegten Häusern haben sie openair eine Theke hingestellt, mit Bier (Alpirsbacher), alkoholfreiem, hochprozentigem, sogar ein Glas Honig, dazu eine Bank mit Aschenbecher, einen Flaschenöffner und große und kleine Gläser. Die Getränke baden in einem Steinbrunnen mit Mineralwasser.
Das Bad Peterstaler Mineralwasser wird unten im Ort abgefüllt, dabei erst mit Sprudel getuned, aber hier oben kommt es überall aus dem Berg, seicht und kalt.
In den Häusern wohnen echt Leute, die haben diesen Brunnen den ganzen Tag vor der Nase, halten aber ihre Häuser in Schuß, sind ganz normal und fahren ihre Milchkannen mit dem Autoanhänger weg. Und immerwieder kommen Leute vorbei, setzen sich vor ihre Haustür und chillen. Die müssen ja glauben, sie sind die einzigen, die arbeiten!
Aber cool auch für sie, so werden sie direkt vor der Haustür ihre Hausgebrannten los.
Ich bräuchte auch so ein Schwarzwaldhaus in der Einöde, mit Brennrecht. Ich würde es genauso machen.
Ich hätte mir dort eine Flasche mitnehmen sollen. Später kommt noch ein Schnapsbrunnen, aber die haben keine ganzen Flaschen mehr zum Verkauf. Das Zwetschgenwasser war ziemlich geil, Holunderlikör auch, Mirabelle zu bitter für meinen Geschmack. Aber insgesamt eine sehr tolle Aktion, sowas hinten in die Landschaft zu stellen, mit Kässle zur Selbstbedienung im Vertrauensvorschuß unbekannterweise, dass man schon zahlt. Leute mit keinem Mistrauen grundsätzlich sind gute Leute.
Oben am Weg warten Ziegen, denn der Weg geht weiter. So sagen wir mit Goethe zum Augenblick: "Verweile doch, Du bist so schön!" und gehen beschwingt in den Wald hinein auf was kommen mag.
Da steht der erste Bär.
Dort oben im Wald gibt es einen Kettensägenartisten mit einem starken Faible für Bären, vielleicht sein Indianertotem. Es werden noch mehrere Bären auf dem Weg passieren und irgendwo auf dem Weg steht auch mal ein Kässle für den artist, damit er weiterhin und noch mehr Bären schnitzen kann. Mag er!
Weiter gehen wir den Berg hoch zu einem Sattelplatz, da haben viele Sattel platz. Schön, wenn man aus dem Wald kommt, und sieht einen Platz mit Blumenbeet und Hütte. Da mag man bleiben, soll sich aber nicht verewigen.
In der Nähe ein gepflegter Schrein:
Diese hinterländische Volksfrömmigkeit ist oft überwältigend.
Hab zwar auch schon Buddha-Statuetten im Schwarzwald gefunden, aber die meisten leben die vielen göttlichen Aspekte ihrer polytheistischen Religionsbedürfnisse katholisch: ein Kapuziner, die Schwarze Madonna und die Heilige Jungfrau, im Käfig, aber mit Blumenbeet davor.
Ein Wegweiser lockt von hier ab vom Weg zu einer schönen Aussicht. Die "6 Minuten" dorthin sind untertrieben, wenn man vom Weg und seiner Steigung schon so genossen ist, aber oben gibt's wieder Bänke und ein Schild, wie die Berge heißen. Ich kenne keinen davon.
Weiter durch den Schwarzwald mit seinen Tannen und plötzlich meint man sich wie in der sächsischen Schweiz: Plötzlich ist Sand auf dem Weg und links und rechts ist es sehr steil: Der "Ibacher Schliff": Sandstein¹⁰ links und rechts vom Weg obwohl man sich eigentlich im gneisigen Grundgestein wähnt.
Warum nicht mal ein Topinambur!
Ab jetzt geht es eigentlich relativ nur mehr bergab, mit kurzen Ausnahmen. Es kommt noch das Braunbergstüble mit Gästezimmern, Terrasse, Hatz-Bier (Trinkt lieber Kaffee!) und Spielplatz. Das Ambiente ist aber ohne Blumen, ohne Holz, grau, Plastik, kahl, scheinbar der neue Schwarzwald-Style.
Ein goldenes Wegkreuz zur Erinnerung an einen toten Franz aus dem ersten Weldkrieg mahnt uns noch, auch unseren Frieden zu schätzen, der nicht überall herrscht und auch nicht immer selbstverständlich ist.
Weiter vorbei an Beeren und Bären, Brunnen, Bänken über Wiesen, auch Kiefern,
Das verbrauchte Blut in den aufgeheizten Wadeln pulsiert, wenn sich die Blutgefäße durch die Kälte zusammenziehen und man schöpft erstaunlich neue Lebensgeister. Euphorisch gestärkt ist man gleich beim Bahnhof und weiß nun woher das Peterstaler Mineralwasser kommt.
Fazit: Lange bequeme Tour mit vielen Sensationen und Erfrischungen aber bissle weit weg vom Schuß.
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