Montag, 6. Juli 2015

Bushland

Es war mal wieder soweit, dass SeenJah NattyVibes zum Festl ins Bushland im Camp am Waldbadeweiher eingeladen hatte, und wenn es hier 40 Grad hat, sind 35 Grad an nem Weiher mit Reggae und Vibes keine Frage.
Die Frage ist eher, wie ohne Auto und Kohle. Also wieder Regionalbahn, mit ausreichend Weißwein-Schorle, Handtuch, mp3-Player und Buch. 9h, 6x umsteigen, Geschrei, Gestank, Geklappere, Landschaften, Konversationen, die man nicht mithören will, die Bahn halt.

An einem Bahnhof gab es Käsekrainer-Baguette mit Meerettich - die Franken und ihre Kulinarik :)

Irgendwann ein Kontrolleur: "Grissgott, Eana Foahkoatn bidtä!"
eine Mutter sich mit Papier als Fächer  Luft zuwächelnd: "Hom Sie koi Klimaanlohch?"
Der Kontrolleur erklärt: "Wenn's funktionian daat, häjt ma's scho eigschalt'n. Sie san oba net da oinzige wou schwitzt." Die Reisende erwiedert: "Oba Sie grajng dafia ö Göld!"  Der Kontrolleur entgegnet: Ob ich dafia gnou' Göld gräjch, des is a onare Frouch!" und geht weiter - Die Oberpfälzer und ihr Charme :)

Eine Zugdurchsage noch: "Nächster möglicher Halt: Rötenbach. Bitte beachten Sie: Wenn Sie in Rötenbach aussteigen wollen, melden Sie sich vorne beim Lokführer!" Da darf - ja man muß sogar noch mit dem Lokführer während der Fahrt sprechen. Woher dieser weiß, dass er in Rötenbach keine neuen Fahrgäste aufnehmen muß, weiß nur er.

Letztendlich Ankunft im Bushlandcamp, nur der Sound war noch nicht da. Aber schön wars, am Weiher und an der Feuerstelle in der Natur. Hab mich dann als Vorvorletzter vom Feuer verabschiedet und bald gepennt. Hatte wenig Schlaf von ner Klamottenverlade-Aktion richtung Summerjam die nacht zuvor bis halb 3.
Ein inneres Bedürfnis trieb mich dann morgens um 5 richtung Badeweiher wegen dem Toilettenhäusl, aber es war zu!.
Ein Mann scheißt nicht nicht gern in den Wald, weil er es nicht gewohnt ist, sich dabei so tief hinzusetzen. Da kam ich an dem Weiherufer vorbei und sah im Vollmondlicht eine fahle Kreatur unter der Wasseroberfläche krabbeln Sie sah aus wie ein Stinkada Gougl, nur weiß und eben unterwasser. Ich wollte näher ran, versank aber mit dem Fuß im Uferschlamm, da der Wasserstand niedriger war als sonst wohl. Kein Wunder auch bei der Hitze.
3 Stunden vorher wundert sich einer im Zelt, dass das Wasser der Fontäne wohl so romantisch rauscht, wie wenn man an einem Flüß zelteln würde. Es war aber nicht die Fontäne.
Ich hab mich dann nochmal hingelegt und freitag morgens am Badehäusl wieder einen Kaffee geholt.
Da sagt mir die Wirtin, dass sie gerade noch da sind, weil wohl trotz 35 Grad die Badegäste fernbleiben würden, weil irgendeiner in der Nacht den Stöpsel vom Weiher gezugen hatte. !!! !
Da hat sie einen Badeweiher und ein Hitzehoch wie selten und Wochenende, und dann soll übernacht das Wasser weg sein? Da muß sie sich ein gutes Konzept einfallen lassen, um die Seeson noch zu retten.

Das ganze nahm dann enorme Ausmaße an.
 Und ich war eigentlich der Hauptverdächtige, wenn es nicht eine Oberpfälzer Badeweihermafia gibt, die sich bekriegt. Ich hatte zur Tatzeit kein Alibi, war nahe dem Tatort angeblich im Zelt in der Nähe ohne Zeugen und ein Tatmotiv braucht man bei Langhaarigen dort nicht.

Anscheinend hatte einer unten am Mönch rumgefummelt und mit Absicht alles herausgelassen.
"Mönch" heißt der Ablauf am tiefsten Ende des Teiches, laut einer nichtrepräsentativen Umfrage mit einem zufällig augewähltem Befragten am Rande eine Reggaefestivals, "waal a so vl safft".
Es waren vor 1000 Jahren Mönche, die in diesem Landstrich rodeten und versuchten, den Wilden Kultur zu bringen. Die Römer waren nie nördlich der Donau. In der Fastenzeit der alten Christen wurde viel auf Fleisch verzichtet und auf Bier und Karpfen ausgewichen. So ist die Landschaft noch heute geprägt von Brauereiern, Weihern und Kirchen gibt es auch noch.
Ich weiß nicht ob der Stellenwert einer brennenden Kirche aber zu einer solchen Hilfskampagne geführt hätte, wie ein ausgelassener Badeweiher mit bewirteter Terasse, von wo man bei einem Weißbier und Gartenstühlen die Situation überblicken und diskutieren konnte.
Man bräuchte 10 Spritzenautos voll Wasser, mit dem Rinnsal allein würde es 6 Wochen dauern bis er voll ist. Der nächste Hydrant ist in Gäjdan den Berg runter, das wäre zu teuer. Wir kennen ja jeden, aber nur der Amerikaner in Grafenwöhr hat Löschflugzeuge mit so einem Fassungsvermögen, was aber eine sehr coole Aktion wäre. ... Und im Radio auf Antenne Bayern haben sie es gesagt und morgen würde die Zeitung kommen, ... Letztendlich haben sich 18 Feuerwehren der Region beteiligt und legten 6500m Schlauch über Straßen und Wiesen den Berg hoch und pumpten von einem viel größeren See die nächsten 2 Tage den See wieder voll.
Quelle: facebook: Einsatzticker Nordoberpfalz


Das muste natürlich immer wieder überwacht und kontrolliert werden. Die Terasse des Badeweiherhäusls bot sich dafür an. Es war sehr chillig, nachmittags am See zu sitzen, als das schlimmste überstanden war und man nur mehr zusah, wie das Wasser reinsprudelte.

Für die Karpfen war es auch komisch, weil die das ja sonst nicht kennen. Der Weiher sind ihre Vier Wände und die wurden plötzlich immer enger und das Wasser ist die Luft des Karpfens, das wurde immer dicker und dicker, man stelle sich das nur einmal vor! Und nachher wird alles wieder mehr und sauberer, das muß für die auch ein Erlebnis gewesen sein! G'schnalzt ham's!

Aber es war dann wohl doch bloß ein morsches Brett und in meine Richtung wurde zum Glück nicht weiter ermittelt.

Auf der anderen Seite vom Gelände das gleiche: Alle helfen zusammen und chillen dabei, manche schauen zu und alle haben ne schöne Zeit. Feier, wer mag. Acts aus nah und fern, Bushlandtoast, Bushlandcoast und Emperor-Wetter, nette Leute und Ruhe trotz Sound machen den Vibe aus. Da merkt man erst, wie die Leute hier in der Stadt gestresst sind durch Knappheit an Raum und mehr. Man muß sich gar nicht kennen um trotzdem nicht fremd zu sein. Die Buschländer gehen nicht auf irgendeine Party, sondern sie leben den Buschländer. Und unter allen schönen Soundsystem-draussen-Festeln, wo ich war, auf Asphalt und Beton ist der gemähte Campingrasen vom Bushland das Wimbledon.
Wenn man mit der Musik aufgehen kann im Großen Ganzen, dann geht das eher, wenn die Sounds im Busch verklingen anstatt an Wänden.

 Ausser lästigen Insekten gibt es noch Glühwürmchen, Fröschler und so schöne schwarzweiße Fliegen mit grünglänzenden Augen.








Von den Tieren inspirierter Kampfsport:
Das Bräimara-Shaolin: In Ruheposition verweilen, das Ego aufgelößt in Schall und Rauch, Einswerden im Hierundjetzt, Heimkommen ins Dasein, und doch so eine individuelle Konzentration an den Tag legen, dass man blitzschnell die Bräimara erschlagen kann, wenn man sie auf der Haut spührt.
Totes-Käfer-Yoga: Regungslos auf dem Rücken liegen und alle Viere von sich strecken.

Rückweg war unspektakulär: konnte mir eine Fahrkarte lösen, doch mit 2x umsteigen. Hab mich nochmal kurz über Ortsnamen gewundert, wie Fuchsmühl, Neusorg, Pechbrunn, Oberkotzau,  Markt red Witz.
Die Kontrolleuse in diesem Landstrich kontrolliert die Fahrkarte des einzigen Gastes und schreibt eine fünfstellige Nummer mit Kuli auf das Ticket (ich hab nicht angerufen), und ab Bayreuth im Auto gepennt.

Den Übergang erleichternd noch am nächsten morgen die Radioshow vom Trooper auf vibes.fm/London, der am Morgen davor am Lagerfeuer noch nicht mal gewusst hat, wie er heimkommt :)

Es war wieder schön! Leut, Ihr seid's in meinem Herzen, Hope to see you soon!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen