Montag, 18. August 2014

Party, welche?

"Und, bist am Samstag au dabei?" 
"Da legt doch schon der Flo auf!"

Das ist richtig. Der Flo legt immer auf: übermorgen wieder mit nem Gast DJ aus TelAviv, und nächste Woche 3x wo. Der Flo legt auch gut auf, aber wofür sich die Leute noch entscheiden ist: Eintritt in einen überfüllten oft Kellerraum mit regulierter Luftzufuhr, regulierten Anfangs- und Endzeiten, Besucherdichte wie in der Massentierhaltung, gesprächsunterbindende Lautstärke ohne Rückzugsräume, Getränkepreise für Touristen, gesehen werden und "dass was los ist".

Andererseits gäbe es in Freiburg diese Tage auch Partys von Musikliebhabern für Musikliebhaber, die nicht im Interesse gastronomischer Gewinnmaximierung stattfinden.
Reggae, ursprünglich aus selbstorganisierten Protestbewegungen heraus, kann noch an seiner Basis erlebt werden, wenn man sich ein bisschen informiert. Freunde, die ihre eigene Version von Disko entwickeln und damit ganzheitlich-schöne Abende gestalten.

Ich hatte diese Wochenende 2x Gelegenheit Reggae essentiell genießen zu können. In Lahr gibt's einen Bunker, da braucht man allerdings die Badisch24-Anschlußkarte der Deutschen Bahn, damit man mit seiner Regiokarte günstig hinkommt. Vom Bahnhof der Bus 106 hilft einem noch weiter. Ein Privatmann mit seinem Soundsystem lädt dort immer wieder zu Dub-Abenden von nachmittags bis in den Morgen. Musik kann dort mit allen Sinnen erlebt werden, wie es Anwohner in der Stadt nie zulassen würden. Nationale und internationale Gäste kommen auch vor.

Ähnlich die Party am Weiher: mit dem Bus 33 oder 25 Minuten mit dem Fahrrad, wo Freunde ihre Lautsprecher an den Waldrand stellen, Aggregat besorgen und die Bäume dekorieren, auf dass sich alle wohlfühlen.
Plane falls Regen, Müllsäcke für den Abfall, romantische Natur, Warnschilder vor Hornissennestern und DJs die man nicht so oft hört, hätte es gegeben.


https://www.facebook.com/pages/Concrete-Garden-Soundsystem/323226704499803Möglichkeiten, sich frei in die Musik fallenzulassen, wenns sein muß auch ohne Klamotten, unter dem Sternenzelt bei frischer Seeluft in Abstand zur Musik Gespräche zu führen und Menschen kennenzulernen, die nicht in einer halben Stunde zur nächsten Party weiterhoppen, Meditation ohne angerempelt zu werden, ... aber man ist halt nicht cool, nicht Partykultur, sondern Subkultur. Und es erfordert ein Mindestmaß an Selbstorganisation.

Vielleicht legen die DJs woanders anders auf, sind anders nett oder anders schön, wie die gewohnten DJs aus der Stadt. Vielleicht mag einer sein Becks Gold und seine Ideal-Standard-Toilettenschüsseln mit Schminkspiegel an der Wand vermissen, aber es gibt ja Dunkelheit, die dem biorythmischen Menschen eh besser reinläuft als Neonlicht und Urinalparfüm.

Letztendlich bleibt es die eigene Entscheidung.