Freitag, 29. Juli 2016

Maloche

Es ist schon komisch: Da versprechen sie sich einer Frau fürs leben, machen Kinder, brauchen viele Zimmer, Auto, Urlaub, und von den 24h täglich, die ihnen der Herrgott gibt, arbeiten welche 10h, fahren 1h hin und eine zurück, schlafen 8h, dann bleiben ihnen nur 4 h Leben, wenn sie noch fit sind, nicht die Wäsche oder die Post machen müssen, oder Freizeitausgleich.
Damit verbringen sie mehr als doppelt soviel Zeit mit den Kollegen als wie mit denen, mit denen sie ihr Leben verbringen wollen. Aber warum?

WARUM?

Was hat man denn davon, wenn man mehr Zeit Saft verkauft oder Telefonanlangen wartet, als wofür man glaubt, zu Leben?
Oder kann es für einige wirklich der höhere Lebenssinn sein, Dachrinnen zu montieren?
Es ist eine edle Tat, Dachrinnen zu montieren, versteht mich nicht falsch! Aber hey, es gibt doch besseres zu tun!
Gott hat Euch sicher nicht gemacht, damit Ihr mehr Dachrinnen montiert, als Ihr mit Eurer Frau und Kindern hantiert.
Ihr sollt soviel arbeiten, dass Ihr nicht mehr nachdenken könnt, ob es denn mehr auf der Welt geben könnte, für was die Mitmenschen da sind. Nicht nur Kunde oder gegnerischer Verkehrsteilnehmer, sie sind auch Menschen mit ihren Geschichten und ihrem Wert. Es gibt mehr Musik als SWR3, es gibt mehr Orte als den Arbeits- und den Wohnort
Es gibt Vögel da draussen: Türkentauben, Raben, Rotschwänzchen, oder Käfer!
Von den wachen Stunden ist es quality time, einige Minuten einen Käfer anzuschauen, in echt! Ich finde eigentlich, wir sollten mehr Käfer anschauen, als Immobilien zu handeln oder Verkaufsstrategienen zu entwickeln, die letztendlich nur Emotionen suggerieren, die im Leben von selber auftauchen würden.
Betriebswirtschaftliches Wachstum als Lebensziel einer Gesellschaft, das ist arm und wird dem Menschen nicht gerecht.
Ja, aber das Wochenende, der Urlaub und der Ruhestand?
Auch diese Zugeständmisse der Regierung rechtfertigen nicht, dass man sich verkauft. Wir sollten leben! Ein lebendiges Leben, nicht wie Roboter. Ein Leben mit den Sinnen Auge, Nase, Ohr undso, und Herz, und nicht für Dachrinnen oder für den narzisstischen Boss, der nie genug griegen kann.
Kündigt morgen!

Donnerstag, 21. Juli 2016

Ob ich für Kellerpartys zu alt bin?

Neulich war mal wieder seit langem eine Reggae-Party im Cräsh.
Weil der Pizzabote so lange brauchte konnt ich nur eine Stunde vorschlafen, war dann so um 12 dort und lief gegen eine Wand aus UrwaldvonSaigon.
Ein Mief, ein Stompf, wenn hunderte eng wie die Heringe fern frischer Luft im Dunklen tanzen und wenn man jemanden kennt, schreit man sich an.
2h stand ich an der Treppe nach draussen, bei guter Musik, aber was will man am Wochenende?
Ist das Chillen?
Was nützt die beste Musik, wenn man dabei erstickt?
Was nützt das beste Bier, wenn es so schnell warm wird?
Konsumiert wird da nur der Konsument.

Zum Glück hab ich dann noch einen getroffen, so dass ich doch wieder irgendwie am nächsten Nachmittag, wo mein Körper von Natur aus wach ist, unter freiem Himmel mich Schall nähern oder entfernen konnte. Ruhe trotz Klangvolumen.
Ein paar Leute mit viel Platz.
Distelsamen schweben durch die Szenerie, Eidechsen, inspiration, recreation, creation, vibes'n'spirit.
 
Und dann hab ich kapiert, warum es mir im Cräsh am Vorabend nicht gefallen hat: ich bin einfach zu verwöhnt hier in Freiburg mit geiler Musik outdoors, den vielen Soundsystems und ihren netten DJs, so dass ich so oft draussen bin und diese engen Kellerparties einfach nicht mehr habe.





Es kostet einen Blick auf Reggae-Freiburg.de und Kommunikation.
Eigentlich ist seit Monaten wirklich fast jedes Wochenende ein Soundsystem wo draussen, oder eine Band, offiziell auf Studentenfesten oder geheim, nicht wenn man mit den Leuten redet.
Meistens hohlen die einen nicht in der Sänfte daheim ab, aber Fahrradfahren erhöht die Fitness, Spritgeld, Regiokarte, es gäb Strukturen, die nur relativ erscheinen zu dem was ein Berliner aufsich nehmen muß, bis er zu nem Dance kommt.
Freiburg is echt Super, dank Abracadabra Soundsystem, Blackwood Soundsystem, Concrete Garden Soundsystem, Digital Steppaz, Fireburg Soundsystem, Isayah, Joyful Noise Soundsystem, Jr Jew, Justus' Soundsystem, den Nutty Boys, mir und all den netten Leuten, die man dort trifft und der schönen Natur hier.

Die betriebswirtschaftliche Gewinnmaximierung seitens der Kellerbesitzer sollte jedenfalls das Genußmittel Musik nicht zum Konsumgut verkommen lassen.
Aber Musik kann ja jeder auf seine Art und Weise genießen, vielleicht auch seinem Alter entsprechend.

Samstag, 2. Juli 2016

Neulich am Bau

Eigentlich hab ich da oben ja überhaupt nichts verloren, aber dann eigentlich schon. Höhe ist scheiße, wenn man hinunterfällt ist man kaputt. Trotzdem zwingt einen manch Situation, wie der Bau eines platzsparenden Hochhauses, sich der Höhe auszusetzen. Aber vor dem Fall kommt bekanntlich der Hochmut, dem man sich nicht zu exzessiv hingeben sollte.
Schön ist die Sicht trotzdem.













Mein Job war es, Zeug an den Kran zu hängen.
Dazu müssen die Pakete ersteinmal gut vergurtet werden, damit nichts im Schwung rausrutscht. Ein Kran ist im Vergleich zum Menschen so groß, wie ein Pferd zu einer Schnecke, also höher als ein Hochhaus. Diese Übergröße allein ist imposant. Hannibals Elefanten für die antiken Alpinen war ein Dreck dagegen.
Größer kennt man ja von Kirchtürmen und Bäumen. Das krasse an Kranen ist jedoch ihr Schwingen mit dem Arm und unten am Arm sind Haken, schwere Eisenhaken. Für den Kran sind die Haken Finger und Zäne zugleich. Damit kann er schwingen und greifen.
Vielleicht kennt ihr das verpeilte Fliegen von diesen großen Libellen im Sommer auf Waldwegen. Eigentlich tun sie ja nichts, diese Libellen. Aber ihr verpeiltes Fliegen auf einen zu und wieder weg und hinter einem, so mancher empfindet das alarmierend.
Ein Kran mit seinen Kettenhaken taucht plötzlich aus der Luft vor einem auf und fliegt dann wieder ganz weit weg, weil der Kranarm und das -seil so lang sind.
Ich fühle mich dabei nicht wohl.
Und wenn dann der Kran ein Paket mit allem möglichen durch die Luft schwingt, zwischen gleitenden Schwalben und fightenden Falken, dann wird einem allein vom Hinschauen auf das Paket in der Luft noch mehr schwindelig.
Wenn man noch dazu selber das Paket verzurrt hat, ist einem noch unwohler, wegen der großen Verantwortung, wenn sich aus Phlegmatie etwas vom Paket löst, auf ein Auto oder einen Familienvater fällt und diesen durchbohrt.
Aber auf einen kann man sich in diesem Fall verlassen: Der Kranführer!
Der Kranführer ist der härteste: Von morgens bis Feierabend sitzt er dort oben in seinem Kabuff in schwindelerregender Höhe, kann die Beine nicht bewegen, Er hat Verantwortung und dreht sich noch dabei, mal so rum und mal so rum. Diziplin und Präzision, das wird von ihm verlangt, auch wenn eine Biene zu ihm reinfliegt oder Krähen die Kanzel attackierten. Ein Kranführerschein geht 3-12 Tage, je nach Kran und kostet bis zu 3000 €. Danach griegt er +/- 2.500 brutto. Für die Notdurft hat er oben einen Pot mit Chemie, schätz ich.
Mit dem Kranführer kommuniziert man mit einem Funkgerät, oder mit den Armen, das funktioniert auch sehr gut, auch über die kurwa polnisch-deutschen Sprachgrenzen hinaus.
Ein Respect geht noch an die Crew, die den Kran stabil und lotrecht aufbauen, dass der auch bei Wind und Wetter stehen bleibt wie er soll. Das ist wahre Präzision!
Wenn ihr also das nächste mal an einem modernen Haus vorbeigeht, denkt Euch, ohne einen Mann wäre das nicht gegangen.
Die Erfindung des Turmdrehkrans vor 100 Jahren erst ermöglichte den Verzicht auf Ziegelsteine, die man leichter hochschleppenhättekönnen. Jetzt geht das schneller, höher, weiter, wie alles heutzutage, wobei die Aufopferung der Kranführer schon vieles Erleichtert.
Schöne Grüße an alle Kranführer!