Freitag, 27. März 2020

Eimeldingen hat eigentlich gar keinen Bahnhof.


Eimeldingen hat eigentlich garnichts.
Nicht nur manchmals bin ich deswegen gern in Eimeldingen.

Die Leute in Eimeldingen sind megagechillt, weil da nix is.
Im Penny wurde ich schon mit 3 Dosen Bier von 5 Leuten vorgelassen!
Im Penny gibt es Turmbräu und gekühlt: 0,5 Export und manchmal auch Pils.
Im Aldi, auch 4min von der Zughaltestelle weg, Karlskrone, Fürstenberg und Paulaner, aber nix kalt.
Freitags steht da noch der Foodtruck "Bavaria Grill" mit Haxen, Pommes und Burger.
Der Name "Eimeldingen" ist eine Verballhornung von "bei denen von Agimot", sagt die Enzyklopädie.
Durch seine Lage zwischen Basel und Freiburg kommt doch manchmal ein Zug, und hält kurz.

Wenn man nach Freiburg wartet, hat man das Glück eines Geländers, auf das man sich ellenbogens aufstützen und ein Bier abstellen könnte, erwartend, was da kommt aus Süden. Basel und der leere Zug sind 2 Haltestellen entfernt. Dazwischen dieses Vegetation für Schmetterlingen, ansonsten: Nichts.
Während man so wartet, passiert: Nichts, und die Sonne scheint.
Es gibt keine Nichtraucherbereiche, weil es gibt ja keinen Bahnhof.
Es erstreckt sich das Markgräfler Land mit seinem Rhein, den Reben Kirschbäumen und Blick ob der Ballon d'Alsace noch Schnee hat zur Linken, rechterhands sind der Blauen, später der Belchen und darzwischen der legendäre Isteiner Chlotze. Unnötige Haltestellen mit komischen Namen.

mit Blick in die Weite
Diese ist der Prince FarI unter den Bahnstrecken Deutschlands:slow and deep and highness.
 50min dauerts, bis links der Kaiserstuhl und rechts der Schauinsland sind: man ist wieder in Freiburg. Bürger und Zielgruppe von Gastronomie und Kommerz, bei den Studenten und Instaopfern aber auch Bildung und Kultur und Schwarzwald und Reggae irgendwannwieder.









P.S.: Hab jetzt ein Diensthandy und trage nun ein Sweatshirt mit einem lachenden Tennisball mit einer Abziehmatte drauf




Donnerstag, 19. März 2020

Ein Grünspecht in Märkt, ein toter Dachs aufm Rücken in Schallstadt, ein Nutria in Eichstetten, in die Wolfach pissen und ein Eisvogel fliegt vorbei, die Burg Ortenberg






Ein Beitrag geteilt von Juff (@derjuff) am


Blumen riechen, es gibt schlimmere Jobs :)

Hab ich rechtsvorlinks ang'halten, sagt Er: "Verkehrsregeln kannst auch"

Be Happy!

Montag, 9. März 2020

Was mir auch noch nie vorher passiert ist:
Nach einer kleinen Wanderung befand ich mich mal wieder in einer Partie Streetball am Platz zwischen Johanneskirche und Lessing-Schule, wie sooft die letzten 19 Jahre.
Eine Gruppe lauter Trommler hatte sich diesen Sonntag Abend vorm Portal des Gotteshauses versammelt und mit aller Wut auf ihre Trommeln gedroschen, dass man beim Basketball sein eigenes Wort nicht mehr verstanden hatte.
Sie hörten nicht auf.
Die Andacht der Gläubigen innen war ihnen scheißegal, oder wollten sie die gerade provozieren?
Der Tag ging schon langsam zur Neige, und vor lauter Konzentration auf das Spiel hatten wir Basketballer den Spielstand vergessen. Wir einigten uns auf ein kurzes Spielen bis 5 Punkte, während ausserhalb des Zauns immer mehr Leute zu den irren Trommlern kamen. Mit Fahnen und Geschrei. Es war wieder Demo.
Eigentlich will ich garnicht auf die Demonstranten eingehen, weil ja jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird, unter teurem Polizeieinsatz, indem sie den Autoverkehr blockieren, als wie wenn die Autofahrer sich damit ihren Interessen anschlössen, und mit möglichst viel Lärm, was zumindest mir keine Sympathien generell aufkommen lässt.
Es war wohl wegen Frauentag, diesmal.
Die Frauen fühlen sich wohl genauso unterdrückt, wie die Afrodeutschen, oder die vertriebenen Kurden.
Erkläre das mal einer Flüchtlingsfrau, dass in Deutschland Frauen unterdrückt werden. Zärtlich war das nicht, das Geschreie und der Rabatz.
Es ging zu lasten der Anwohner und uns Basketballern.
Mit ein paar guten Aktionen hatte ich meiner Mannschaft einen 4:0 Vorsprung herausgespielt, dann gaben die Gegner Gas, und nicht zuletzt ich selbst habe es zu verantworten, dass sie auf 4:4 wieder herangekommen sind. Das Spiel stand auf Spitz und Knopf. Und da plötzlich - man glaubt es nicht - fliegt ein Heli niedrig vor die Johanneskirche: es war ein Rettungshubschrauber, zum Glück. Er verschwand wieder hinter den Gebäuden, aber kam dann wieder von Westen über die Gewerbeschule. Der laute schwere gewaltige Apparat war nicht mehr zu ignorieren, trotz knappen Spielstandes. Denn nirgendwo hätte er landen können, worauf sein Tiefflug ahnen ließ, als mitten bei uns am engen Platze, zwischen der Kirche und der Schule. Und genauso war es dann auch.
Ein Getöse zu dem Trommeln sondergleichen zwischen den alten Sandsteinbauwerken!
Ich hatte meine coole alte Hornets Windjacke unter dem Westkorb positioniert. Sie wurde durch den Sinkflug längs über den Platz zum Ost-Zaun gewirbelt!
Der Heli flog immer weiter herab, bis er in der Mitte vom Platz genau landete, wie eine Offenbarung.
Vom Westende aus der Kirchstraße kamen 2 Kohorten schwarzuniformierter Polizisten und bildeten scheinbar eine Wand gegen das Entkommen. Eigentlich wollten sie aber wohl auch nur blöd schauen, was da jetzt ein Hubschrauber landet. Trommeln, Demo, das gewaltige Luftfahrzeug, das hier nichts zu suchen hatte, Erinnerungen aus dem Trauma-Gedächtnis kamen hoch, wie ich ja mal versehentlich auf die G8-Demo in Genua und dort ins Fadenkreuz des Militärs geraten bin. Aber es war ja ein Rettungshubschrauber.
So fand sich zum Glück auch einer, der gerettet werden wollte: ein junger Kerl war wohl so sportbegeistert, dass er es trotz in einer Schlinge medizinisch fixierten Schulter es nicht lassen hatte können, trotzdem Basketball zu spielen. Danach war er fertig und saß an der Tischtennisplatte. Ich weiß nicht mehr, aber mutmaße, dass ihm vielleicht nach Medikamenten und dem Sport + dem extrem dummen Getrommle, das nicht aufhörte, so schlecht vor Augen wurde, dass einer den Notarzt angerufen hat. Und vielleicht ist grad bei der akuten Seuchenhysterie so ein Alarm, dass dann gleich der Heli kommt, mitten in unserem Spiel.
Die Polizisten und das fette Gerät mitten zwischen den Körben machten die Situation so absurd.
Es kam dann doch ein Krankenwagen mit Liege. Der Schulterverletzte hatte sich auf die Liege lassen können und wurde abtransportiert. Möge es ihm besser gehen und dass er der Krankenkasse erklären kann, was er so kaputt am Basketballplatz verloren hatte.


Nachdem der Patient erstversortgt war und der Notarzt die wichstigsten bürokratischen Details erledigt hatte, hob er wieder ab und es war zu dunkel, vernünftig weiterzuspielen um sich zu beruhigen; wir hatten uns auf ein Unentschieden geeinigt, der Vollmond tauchte durch die Wolken auf. Das Getrommle ging nachwievor noch eine Zeitlang weiter, bis auch die Polizisten endlich Feierabend machen durften.

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Nachtrag noch zur Beerdigung: Man sollte immer im Geldbeutel ein lustiges Foto von einem selber bei sich tragen, gleich beim Organspendeausweis, sonst nehmen die Angehörigen ein biometrisches Passfoto, wo man ernst schauen muß. Wenn man so in Erinnerung bleibt, ist das doof.

Ansonsten find ich es persönlich besser, so einen Dead Yard wie die Jamaikaner oder eine lustige Musikparade wie in New Orleans zu veranstalten, um das Leben und die schönen Momente zu feiern, die wir mit dem Verblichenen hatten, als wie deprimiertes Schweigen, weil man glaubt, dass nach dem Leben alles vorbei ist, weil man soweit die Kirche ablehnt, weil manche Priester sich persönlich doof verhalten, und trotzdem akzeptiert, dass die Kirche die Wiedergeburt aus der Bibel gestrichen hat.

Bitte das nächste Mal mehr Party!

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Ein neues Schild hab ich in Weiden entdeckt:

ein durchgestrichenes Wasserpfeifen-Piktogramm in einer öffentlichen Parkanlage. Topt zwar nicht den durchgestrichenen Bierkrug am nahen Sportplatz, ist aber trotzdem irgendein Zeitgeist.

ein Fäustel und sein Hackstock, vor einer bayrischen Kneipe

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Karrieremäßig hat sich was ergeben: der Jobvermittler hat mich zum Vorstellungsgespräch geschickt zu einem Sportanlagenhersteller. Die machen Tennis- und Fußballplätze und bräuchten mich konkret für Kunstrasenreinigung in Mitteleuropa. Ich soll mit einem großen Sprinter + Anhänger zu Sportplätzen fahren. Auf dem Anhänger ein mittelkleiner Traktor mit einem Aufsatz hinten, der den Staub aus den Plastikrasen saugt.

Ich mag ja Sportplätze. Hätten wir mehr Sportplätze, hätten wir weniger Kriege und somit mehr Weltfrieden.
Vorerst muß ich jeden Tag sehr früh 50min mit der Eisenbahn richtung Basel fahren und dann 10min mit dem Rad richtung Rhein. Es ist schon früh und weit, aber die Arbeit ist interessant, weil man immer woanders ist, man hat mit abstrakten Materien zu tun und nicht wie in der Pädagogik mit Menschen in wirtschaftlichen Zielvorgaben, und mir ist die letzten 5 Jahre nichts besseres eingefallen.
Wochenende ist zwar frei, aber unter der Woche werden nun weniger Wanderungen und Müssiggänge stattfinden. Wenn das Arbeitsamt alles genehmigt hat, geht's los.