Donnerstag, 30. Juli 2015

Geschmiere am Eiswagen

In der Baslerstraße waren zwei Stellplätze frei, die der Vermieter gern an Anwohner vermietet hätte. Einer der Anwohner hat da jetzt neu einen Eiswagen hingestellt und lässt dort Eis die Kugel 1€ verkaufen und auch Kaffee Togo. Alles schön und gut.
Er hat da so eine weiße fahrbare Bude in top Zustand, mit einer Gefriertruhe drin. Als Werbung gibts einen Plastikpinguin und ein Eis-Fähnchen, dass er mit Kabelbindern an der Dachrinne festgezurrt hat.
Wenn er kein Eis verkauft, ist der Wagen zu. Man sieht dann nur noch das Eisfähnchen an der Dachrinne und einen "Oh! Bruno Gelato"-Aufkleber.

Jetzt hat ihm einer was auf seinen ganzen Wagen gesprüht und zwar "ISR" - nichtmal "EIS", aber fast. Auch nicht ISIS oder Israel oder Isar.
nebenbei: in dem Kugummiautomaten links gibts Stinkbomben für 50 cent :)
"ISR" ist kryptisch und bedeutet: Ich habe selber keinen so schönen weißen Eiswagen und Neid und der Herr Eisverkäufer ist mir scheißegal.

Da kann der Eisverkäufer nichts dafür. Der muß viele Eiskugeln verkaufen, damit er die Standgebühr zahlen kann. Und wenn er im Winter den Eisverkauf ruhen lassen will, kann er den Eiswagen erst verkaufen, wenn nichts mehr draufsteht.
Wenn da einmal einer hinschmiert, machens meistens welche nach. Das Gesetz der Aggregation, wie bei Hundehaufen.

Es gibt ja auch "Streetart", zum Beispiel gerade neben dran an der Hauswand: dort wollte der Vermieter ein Bild und hat einen Künstler beauftragt, weil er es selber nicht so gut kann. Oder unter der Brücke, für das Bedürfnis der Menschen, die in unserer Gesellschaft nur mehr Nummern sind und nicht mehr gehört werden und sich doch in der Lebewelt als wirksam erfahren wollen, wo ihnen die Massengesellschaft sonst keine Möglichkeit bietet.
http://juff1.xobor.net/g1p506-brueckenparty.html

Aber am anderen seinen Eiswagen zu schmieren, das ist schon ein Notschrei der Bedürftigen. Wenn er selber einen eigenen Eiswagen hätte, glaub ich nicht, dass er da hingesprüht hätte. Sicher meint er es nicht bös, sondern er nimmt den Mitmenschen Eiswagenbesitzer genausowenig wahr, wie er selber wahrgenommen wird - nämlich garnicht.

Früher war es auch nicht besser, da habens schon die Steinzeithöhlen vollgeschmiert, dann soll es wohl so sein, weil sich scheinbar nie was ändert. Was wir tun können, ist, dass wir da in der Baslerstraße ein Eis kaufen, das ist dem Eiswagenbesitzer Trost. Amarena-Kirsch ist ganz gut.

Was machen wir mit dem armen Sprüher? Sollen wir ihn mit einer vollgeschissenen Windel in eine Schaukel binden und ihn immer anschubsen und schauen wie er schaut? Darf man nicht. Man sollte ihn finden und ihm genug Zeit geben, dass er was hinmalen kann, was auch dem Eiswagenbesitzer gefällt, aber ich bin nicht der Eiswagenbesitzer. Ich bin Ästhet, mich stört nur das Geschmiere. Es gibt ja kaum mehr einen Quadratmeter in der Stadt ohne Buchstaben. Wenn man das alles lesen müsste, käme man zu nix mehr. Aber man liests unterbewüsst. Das Hirn filtert dann unter Energieaufwand die Reize und sagt "unwichtig". Es kann mit ISR nix anfangen und fühlt nur mit dem Eiswagenbesitzer. ISR-Man, ich mach nen blog. Manche mögens, die anderen müssen nicht hinschauen. Geht babyeinfach und selbst Internetcafe ist billiger als sprühen, wenn du keinen Computer hast!
Aber wer sich glaubt, über andere stellen zu müssen, der ist'n Nazi.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Bürokratie Update:

Samstag waren dann 2 Briefe im Postkasten, aber nicht vom Arbeitsamt, sondern von der Kankenkasse und vom Wohngeld!
Von der Krankenkasse kamen im Prinzip 2 Zettel: Der eine besagt, dass ich nun versichert bin zu einem gewissen Tarif mit Leistungen wie in einer gesetzlichen Krankenkasse. Schick ich dem Arbeitsamt.
Der 2. Zettel ist sowas wie die Versichertenkarte der gesetzlichen Kasse, nur ein DinA4-Zettel. Mit dem könnte ich nun zu einem Doktor gehen und mich untersuchen lassen, 6 Monate nachdem der Burn Out eingetreten ist.

Die Wohngeldstelle hat mir 3 Seiten geschickt: Auflistung der monatlichen Zahlungen bisher und 0,00€ zukünftig. Hab da angerufen und die haben mir erklärt, dass alles cool wäre und dass alles nun irgendwie mit dem Hartz funktioniert. Ich bekomme weder Geld von ihnen, noch müsste ich ihnen was zurückzahlnn, sehr gut. Nur sollte ich diesen Bescheid auch ans Arbeitsamt schicken.

Und weil sich die Arbeitsamtsachbearbeiterin nicht erklärt hat, was das für 200€ waren, die sie im Februar mir bei "sonstiges Einkommen" hingeschrieben hatte, obwohl die Arbeitsamtfrau der Service-Hotline mir gesagt hatte, sie leitet es weiter und die Sachbearbeiterin würde sich am übernächsten Werktag bei mir melden, hab ich diese nochmal daran erinnert. Das einzige Einkommen, was damals noch auf mein Konto gekommen ist, war die versehentliche Lohnzahlung der Beamtenbesoldungsstelle, als ich schon gekündigt hatte. Die Ratenrückzahlungsvereinbarung mit denen hab ich der Arbeitsamtfrau für den Fall der Fälle mal mitdazukopiert.

Mit Seiten 150 -157 liegt der Ball nun bei der armen Arbeitsamtfrau, dass sie mir nun endlich sagt, wieviel Geld sie mir seit Februar bezahlen, aber richtig.

Dienstag, 14. Juli 2015

Der Genießerpfad in Badpeterstalgriesbach

Irgendwo im Renchtal gibt es keinen Rennstall sondern einen Ort mit 21 Buchstaben: Bad Peterstal-Griesbach. Bad Peterstal-Griesbach ist  eine Art Baden-Baden für Arme: Nix los, nur Wellness für Senioren, weiter weg von der Autobahn, deswegen weniger schickmicki. Es gibt da einen Genießerpfad, um mehr Leute dorthin zu locken. War schon geil:

Los gehts am Bahnhof, den Berg hoch durch den Wald. Gleich fällt auf, nirgendwo gibt es mehr Sitzbänke auf den Laufmeter, als auf dem Genießerpfad Badpeterstalgriesbach. Wenn man jede Bank besetzen würde, würde man nie ankommen. Der Weg ist die ganze Zeit so stabil und unmatschig, daß bequeme Schuhe genügen. Es geht über Wiesen und Weiden und Waldstraßen und Pfade, nur selten geteert. Es gibt Kühe, die schwanzwedeln, zucken, schattenboxen, luftguitarren und sogar Heu werfen, weil ihnen die Fliegen so arg sind. Das gibt Muskeln und festes Fleisch.

Noch in der ersten Stunde kommen wir an die erste Schnaps-Station: So Flaschen in einem Körbchen mit Kässle daneben. Wir zügeln uns aber noch, es kommt noch besser.
Man kann den Brunnen checken, wenn man den Weg von hinten her geht, da ist er aber steiler. Insgesamt geht der Weg ca 10km und 500 Höhenmeter raufundrunter rund um einen Braunberg.
Wir gehen erstmal rauf.


Man ist noch nicht mal richtig fertig, da kommt man an Häuser in Einöde. Die ganze Tour sieht man keine Orte, nur einzelne Weiler, die oft mit einer Überraschung aufwarten. Holdergrund heißt die erste Station, wo wir nicht wiederstehen können:

Mitten zwischen 2 schön gepflegten Häusern haben sie openair eine Theke hingestellt, mit Bier (Alpirsbacher), alkoholfreiem, hochprozentigem, sogar ein Glas Honig, dazu eine Bank mit Aschenbecher, einen Flaschenöffner und große und kleine Gläser. Die Getränke baden in einem Steinbrunnen mit Mineralwasser.
Das Bad Peterstaler Mineralwasser wird unten im Ort abgefüllt, dabei erst mit Sprudel getuned, aber hier oben kommt es überall aus dem Berg, seicht und kalt.
Es gibt 5 Schnäpse und 5 Liköre zur Auswahl, gekühlt in mit wasserfestem Edding beschriebenen Glasflaschen, jeweils 1€. Dann sitzt man da und chillt. Ob es sowas in Holland analog auch gibt?
In den Häusern wohnen echt Leute, die haben diesen Brunnen den ganzen Tag vor der Nase, halten aber ihre Häuser in Schuß, sind ganz normal und fahren ihre Milchkannen mit dem Autoanhänger weg. Und immerwieder kommen Leute vorbei, setzen sich vor ihre Haustür und chillen. Die müssen ja glauben, sie sind die einzigen, die arbeiten!
Aber cool auch für sie, so werden sie direkt vor der Haustür ihre Hausgebrannten los.
Ich bräuchte auch so ein Schwarzwaldhaus in der Einöde, mit Brennrecht. Ich würde es genauso machen.
Ich hätte mir dort eine Flasche mitnehmen sollen. Später kommt noch ein Schnapsbrunnen, aber die haben keine ganzen Flaschen mehr zum Verkauf. Das Zwetschgenwasser war ziemlich geil, Holunderlikör auch, Mirabelle zu bitter für meinen Geschmack. Aber insgesamt eine sehr tolle Aktion, sowas hinten in die Landschaft zu stellen, mit Kässle zur Selbstbedienung im Vertrauensvorschuß unbekannterweise, dass man schon zahlt. Leute mit keinem Mistrauen grundsätzlich sind gute Leute.
Oben am Weg warten Ziegen, denn der Weg geht weiter. So sagen wir mit Goethe zum Augenblick: "Verweile doch, Du bist so schön!" und gehen beschwingt in den Wald hinein auf was kommen mag.
Da steht der erste Bär.

Dort oben im Wald gibt es einen Kettensägenartisten mit einem starken Faible für Bären, vielleicht sein Indianertotem. Es werden noch mehrere Bären auf dem Weg passieren und irgendwo auf dem Weg steht auch mal ein Kässle für den artist, damit er weiterhin und noch mehr Bären schnitzen kann. Mag er!
Weiter gehen wir den Berg hoch zu einem Sattelplatz, da haben viele Sattel platz. Schön, wenn man aus dem Wald kommt, und sieht einen Platz mit Blumenbeet und Hütte. Da mag man bleiben, soll sich aber nicht verewigen.

In der Nähe ein gepflegter Schrein:

Diese hinterländische Volksfrömmigkeit ist oft überwältigend.
Hab zwar auch schon Buddha-Statuetten im Schwarzwald gefunden, aber die meisten leben die vielen göttlichen Aspekte ihrer polytheistischen Religionsbedürfnisse katholisch: ein Kapuziner, die Schwarze Madonna und die Heilige Jungfrau, im Käfig, aber mit Blumenbeet davor.

Ein Wegweiser lockt von hier ab vom Weg zu einer schönen Aussicht. Die "6 Minuten" dorthin sind untertrieben, wenn man vom Weg und seiner Steigung schon so genossen ist, aber oben gibt's wieder Bänke und ein Schild, wie die Berge heißen. Ich kenne keinen davon.

Weiter durch den Schwarzwald mit seinen Tannen und plötzlich meint man sich wie in der sächsischen Schweiz: Plötzlich ist Sand auf dem Weg und links und rechts ist es sehr steil: Der "Ibacher Schliff": Sandstein¹⁰  links und rechts vom Weg obwohl man sich eigentlich im gneisigen Grundgestein wähnt.

Irgendwann kommt man wieder zu einen Schnapsbrunnen neben einem schön gepflegten Bauerngarten. Diesmal lagern die Flaschen nur in einem schattigen Becken, dafür haben sie einen Kühlschrank mit Bier und Radler der Staatsbrauerei und Schöfferhofer Grapefruitweizen.

Warum nicht mal ein Topinambur!

Ab jetzt geht es eigentlich relativ nur mehr bergab, mit kurzen Ausnahmen. Es kommt noch das Braunbergstüble mit Gästezimmern, Terrasse, Hatz-Bier (Trinkt lieber Kaffee!) und Spielplatz. Das Ambiente ist aber ohne Blumen, ohne Holz, grau, Plastik, kahl, scheinbar der neue Schwarzwald-Style.

Man kann auf der Strecke mehr entdecken, als was ich hier beschreibe. Das soll anregen, da mal hinzufahren. Man kann da sogar zu einem Tanz oder auch eine Zuflucht finden.

Ein goldenes Wegkreuz zur Erinnerung an einen toten Franz aus dem ersten Weldkrieg mahnt uns noch, auch unseren Frieden zu schätzen, der nicht überall herrscht und auch nicht immer selbstverständlich ist.

Weiter vorbei an Beeren und Bären, Brunnen, Bänken über Wiesen, auch Kiefern,




und wenn man ob dem vielen Bergab fast schon traurig wird, dass man wieder zurück ist, trifft man mitten im Wald noch auf ne kleine intime Kneipp-Anlage mit arg kaltem Wasser.
Das verbrauchte Blut in den aufgeheizten Wadeln pulsiert, wenn sich die Blutgefäße durch die Kälte zusammenziehen und man schöpft erstaunlich neue Lebensgeister. Euphorisch gestärkt ist man gleich beim Bahnhof und weiß nun woher das Peterstaler Mineralwasser kommt.






Fazit: Lange bequeme Tour mit vielen Sensationen und Erfrischungen aber bissle weit weg vom Schuß.

Freitag, 10. Juli 2015

Bürokratie update:

In den letzten 5 Wochen ist nichts passiert.
Dann kamen endlich dienstags 2 Briefe von der Krankenkasse: Der eine Brief war das Tarifangebot des 100%igen Versicherungsschutzes zum halben Basistarif, so wie es das Arbeitsamt zahlen sollte, der Andere Tarif war eine Zahlungsaufforderung zum Tarif, den sie andauernd versuchen, abzubuchen, den ich aber seit dem letzten Briefwechsel schon zweimal wieder rückgebucht hatte, da hierfür vom Arbeitsamt noch kein Geld bewilligt war.
Also hab ich wieder bei der Krankenkasse angerufen und kam unter 10 Minuten Warteschleife durch:
Der zweite Brief ist vom Computer generiert. Die Dame am Telefon verstand aber meine Problematik und meinte, ich brauche die Zahlungsaufforderung nicht beachten, sie macht in den Computer einen Mahnungsstop rein. Ich solle nun den Antrag unterschrieben an sie zurück und zum Arbeitsamt hinschicken. 2 Tage später solle ich nochmal bei ihnen anrufen und sagen, dass mein Antrag mit vorrangiger Dringlichkeit beantwortet werden solle, da Basistarife ansonsten zur Zeit WOCHE dauern würden.
Das Arbeitsamt hat nun seit mittwoch Seiten 145-149 (bei Seite 150 hoffe ich auf ein Fleißbildchen) und sollte nun als nächstes das Geld für die Krankenkassenbeiträge ab Februar bewilligen und überweisen.
Von der Krankenkasse brauch ich dann noch eine neue SEPA-Lastenschrifteinzugserlaubnis auf die neue Tarifhöhe.
Heute kam dann vom Arbeitsamt ein 11seitiger Änderungsbescheid meiner Leistungen aufgrund einer Berücksichtigung des Wohngeldes. Darin stößt auf, dass ich im Februar angeblich 200€ Einkommen gehabt hätte, was ich weder auf meinen Kontoauszügen noch in meiner Erinnerung wiederfinde.
Hab daraufhin bei der Servicehotline angerufen, die leitet's weiter und ich bekomme anfang der Woche Information, was das für 200€ sein sollen.
Das andere ist die Berechnung der Leistungen für die Krankenversicherung, aber halt der alte Tarif.
Das hat das Arbeitsamt am Dienstag weggeschickt und eben am erst Mittwoch die momentan tatsächliche Höhe des an meine Hilfsbedürftigkeit angepassten Tarifs erhalten. Das werden sie dann schön angleichen und mir einen neuen Änderungsbescheid schicken.
Also Geld vom Amt für die Krankenkasse ist da, aber zu wenig und die 200€ vor Februar bleiben mysteriös.

Montag, 6. Juli 2015

Bushland

Es war mal wieder soweit, dass SeenJah NattyVibes zum Festl ins Bushland im Camp am Waldbadeweiher eingeladen hatte, und wenn es hier 40 Grad hat, sind 35 Grad an nem Weiher mit Reggae und Vibes keine Frage.
Die Frage ist eher, wie ohne Auto und Kohle. Also wieder Regionalbahn, mit ausreichend Weißwein-Schorle, Handtuch, mp3-Player und Buch. 9h, 6x umsteigen, Geschrei, Gestank, Geklappere, Landschaften, Konversationen, die man nicht mithören will, die Bahn halt.

An einem Bahnhof gab es Käsekrainer-Baguette mit Meerettich - die Franken und ihre Kulinarik :)

Irgendwann ein Kontrolleur: "Grissgott, Eana Foahkoatn bidtä!"
eine Mutter sich mit Papier als Fächer  Luft zuwächelnd: "Hom Sie koi Klimaanlohch?"
Der Kontrolleur erklärt: "Wenn's funktionian daat, häjt ma's scho eigschalt'n. Sie san oba net da oinzige wou schwitzt." Die Reisende erwiedert: "Oba Sie grajng dafia ö Göld!"  Der Kontrolleur entgegnet: Ob ich dafia gnou' Göld gräjch, des is a onare Frouch!" und geht weiter - Die Oberpfälzer und ihr Charme :)

Eine Zugdurchsage noch: "Nächster möglicher Halt: Rötenbach. Bitte beachten Sie: Wenn Sie in Rötenbach aussteigen wollen, melden Sie sich vorne beim Lokführer!" Da darf - ja man muß sogar noch mit dem Lokführer während der Fahrt sprechen. Woher dieser weiß, dass er in Rötenbach keine neuen Fahrgäste aufnehmen muß, weiß nur er.

Letztendlich Ankunft im Bushlandcamp, nur der Sound war noch nicht da. Aber schön wars, am Weiher und an der Feuerstelle in der Natur. Hab mich dann als Vorvorletzter vom Feuer verabschiedet und bald gepennt. Hatte wenig Schlaf von ner Klamottenverlade-Aktion richtung Summerjam die nacht zuvor bis halb 3.
Ein inneres Bedürfnis trieb mich dann morgens um 5 richtung Badeweiher wegen dem Toilettenhäusl, aber es war zu!.
Ein Mann scheißt nicht nicht gern in den Wald, weil er es nicht gewohnt ist, sich dabei so tief hinzusetzen. Da kam ich an dem Weiherufer vorbei und sah im Vollmondlicht eine fahle Kreatur unter der Wasseroberfläche krabbeln Sie sah aus wie ein Stinkada Gougl, nur weiß und eben unterwasser. Ich wollte näher ran, versank aber mit dem Fuß im Uferschlamm, da der Wasserstand niedriger war als sonst wohl. Kein Wunder auch bei der Hitze.
3 Stunden vorher wundert sich einer im Zelt, dass das Wasser der Fontäne wohl so romantisch rauscht, wie wenn man an einem Flüß zelteln würde. Es war aber nicht die Fontäne.
Ich hab mich dann nochmal hingelegt und freitag morgens am Badehäusl wieder einen Kaffee geholt.
Da sagt mir die Wirtin, dass sie gerade noch da sind, weil wohl trotz 35 Grad die Badegäste fernbleiben würden, weil irgendeiner in der Nacht den Stöpsel vom Weiher gezugen hatte. !!! !
Da hat sie einen Badeweiher und ein Hitzehoch wie selten und Wochenende, und dann soll übernacht das Wasser weg sein? Da muß sie sich ein gutes Konzept einfallen lassen, um die Seeson noch zu retten.

Das ganze nahm dann enorme Ausmaße an.
 Und ich war eigentlich der Hauptverdächtige, wenn es nicht eine Oberpfälzer Badeweihermafia gibt, die sich bekriegt. Ich hatte zur Tatzeit kein Alibi, war nahe dem Tatort angeblich im Zelt in der Nähe ohne Zeugen und ein Tatmotiv braucht man bei Langhaarigen dort nicht.

Anscheinend hatte einer unten am Mönch rumgefummelt und mit Absicht alles herausgelassen.
"Mönch" heißt der Ablauf am tiefsten Ende des Teiches, laut einer nichtrepräsentativen Umfrage mit einem zufällig augewähltem Befragten am Rande eine Reggaefestivals, "waal a so vl safft".
Es waren vor 1000 Jahren Mönche, die in diesem Landstrich rodeten und versuchten, den Wilden Kultur zu bringen. Die Römer waren nie nördlich der Donau. In der Fastenzeit der alten Christen wurde viel auf Fleisch verzichtet und auf Bier und Karpfen ausgewichen. So ist die Landschaft noch heute geprägt von Brauereiern, Weihern und Kirchen gibt es auch noch.
Ich weiß nicht ob der Stellenwert einer brennenden Kirche aber zu einer solchen Hilfskampagne geführt hätte, wie ein ausgelassener Badeweiher mit bewirteter Terasse, von wo man bei einem Weißbier und Gartenstühlen die Situation überblicken und diskutieren konnte.
Man bräuchte 10 Spritzenautos voll Wasser, mit dem Rinnsal allein würde es 6 Wochen dauern bis er voll ist. Der nächste Hydrant ist in Gäjdan den Berg runter, das wäre zu teuer. Wir kennen ja jeden, aber nur der Amerikaner in Grafenwöhr hat Löschflugzeuge mit so einem Fassungsvermögen, was aber eine sehr coole Aktion wäre. ... Und im Radio auf Antenne Bayern haben sie es gesagt und morgen würde die Zeitung kommen, ... Letztendlich haben sich 18 Feuerwehren der Region beteiligt und legten 6500m Schlauch über Straßen und Wiesen den Berg hoch und pumpten von einem viel größeren See die nächsten 2 Tage den See wieder voll.
Quelle: facebook: Einsatzticker Nordoberpfalz


Das muste natürlich immer wieder überwacht und kontrolliert werden. Die Terasse des Badeweiherhäusls bot sich dafür an. Es war sehr chillig, nachmittags am See zu sitzen, als das schlimmste überstanden war und man nur mehr zusah, wie das Wasser reinsprudelte.

Für die Karpfen war es auch komisch, weil die das ja sonst nicht kennen. Der Weiher sind ihre Vier Wände und die wurden plötzlich immer enger und das Wasser ist die Luft des Karpfens, das wurde immer dicker und dicker, man stelle sich das nur einmal vor! Und nachher wird alles wieder mehr und sauberer, das muß für die auch ein Erlebnis gewesen sein! G'schnalzt ham's!

Aber es war dann wohl doch bloß ein morsches Brett und in meine Richtung wurde zum Glück nicht weiter ermittelt.

Auf der anderen Seite vom Gelände das gleiche: Alle helfen zusammen und chillen dabei, manche schauen zu und alle haben ne schöne Zeit. Feier, wer mag. Acts aus nah und fern, Bushlandtoast, Bushlandcoast und Emperor-Wetter, nette Leute und Ruhe trotz Sound machen den Vibe aus. Da merkt man erst, wie die Leute hier in der Stadt gestresst sind durch Knappheit an Raum und mehr. Man muß sich gar nicht kennen um trotzdem nicht fremd zu sein. Die Buschländer gehen nicht auf irgendeine Party, sondern sie leben den Buschländer. Und unter allen schönen Soundsystem-draussen-Festeln, wo ich war, auf Asphalt und Beton ist der gemähte Campingrasen vom Bushland das Wimbledon.
Wenn man mit der Musik aufgehen kann im Großen Ganzen, dann geht das eher, wenn die Sounds im Busch verklingen anstatt an Wänden.

 Ausser lästigen Insekten gibt es noch Glühwürmchen, Fröschler und so schöne schwarzweiße Fliegen mit grünglänzenden Augen.








Von den Tieren inspirierter Kampfsport:
Das Bräimara-Shaolin: In Ruheposition verweilen, das Ego aufgelößt in Schall und Rauch, Einswerden im Hierundjetzt, Heimkommen ins Dasein, und doch so eine individuelle Konzentration an den Tag legen, dass man blitzschnell die Bräimara erschlagen kann, wenn man sie auf der Haut spührt.
Totes-Käfer-Yoga: Regungslos auf dem Rücken liegen und alle Viere von sich strecken.

Rückweg war unspektakulär: konnte mir eine Fahrkarte lösen, doch mit 2x umsteigen. Hab mich nochmal kurz über Ortsnamen gewundert, wie Fuchsmühl, Neusorg, Pechbrunn, Oberkotzau,  Markt red Witz.
Die Kontrolleuse in diesem Landstrich kontrolliert die Fahrkarte des einzigen Gastes und schreibt eine fünfstellige Nummer mit Kuli auf das Ticket (ich hab nicht angerufen), und ab Bayreuth im Auto gepennt.

Den Übergang erleichternd noch am nächsten morgen die Radioshow vom Trooper auf vibes.fm/London, der am Morgen davor am Lagerfeuer noch nicht mal gewusst hat, wie er heimkommt :)

Es war wieder schön! Leut, Ihr seid's in meinem Herzen, Hope to see you soon!