Sonntag, 7. September 2014

Das Hechtfest

Die Fahrt ging also nach Dresden.

Umstände:
1. Ich hatte DD vor 8 Jahren verlassen und nicht wirklich seit dem zurückgesehen. DD fand ich damals nicht so gut.
1. Mein alter Kumpel betreibt nun eine angeblich tolle Schankwirtschaft.
1. UK Dub draussen auf einem Soundsystem, 3 Tage wegen einem Straßenfest.

Nun, was hat sich in den 8 Jahren geändert?
Die Dresdner Neustadt ist nun kapitalisiert mit den üblichen Boutique-Ketten jeder Stadt. Das angrenzende Hechtviertel ist wie damals noch romantischer und gemütlicher.
Insgesamt gibt es in Dresden viele Kinder. Auffällig ist, dass die Herren der Schöpfung die Kinderwägen schieben und die Frau nebenherläuft und ne Kippe raucht. Einheimischer Ansicht nach wären die Väter so stolz auf ihre Kinder, dass sie die rumschieben wie andere ihre Nobelkarossen und ihre Frauen nicht lassen.
Ansonsten wurde weiter rückgebaut, also verfallene Häuser abgerissen, und neue werden auch gebaut. Dresden boomt vielleicht ein wenig.
Was positiv war: man wird nun nicht mehr als Wessi gedisst, sondern es ist okay für die Leute. Das war schon anders.
Im Hecht' und in der Neustadt sieht man viele mit Anti-Nazi-Parolen. Das soll aber nur dort so sein, in anderen Vierteln nicht.
Die Döner sind immer noch riesig, billig und gut. In Freiburg backen sie halt den Yufka-/Dürüm-Teig auf diesen plattenspielerähnlichen Herdplatten auf, dafür legen die den fertigen Wickel in Dresden nochmal 2 Minuten in den Pizzaofen, zum anwärmen.

Der Hechti ist ein Weltenbummler, der schon in vielen Kaschemmen global Erfahrungen sammeln konnte, wie eine Bar zu führen wäre. Nun gabs in der Zeitung eine Schankwirtschaft zu p8en, in einer Strasse in einem Viertel, die so heißen, wie er.
Und da steht er nun jeden Tag mit seiner Mannschaft und rödelt 7 Tage die Woche, aber hat Spaß. Der Hechti mag die Dresdner, hat ein Gespühr für die Leute und wird von Land und Volk angenommen.
Veränderung seit den 1¼ Jahren Schankherrschaft vollzieht er dezent.
Die Schmiede war einstmals ChillOut für die echten Schmiede im Hinterhaus, es hängen noch alte Schwarzweißfotos von damals, Schmiedewerkzeug drin, und der Zapfhahn ist im Amboß-Design. Der Kaffee ist gut, für die Hausmannskost zu fairen Preisen hat er Köche eingestellt. An der Theke gibt es einen Stapel der neusten Geo-Hefte und Bier: Waldschlößchen als Standard, Elbhang Rot, ein Dresdner Eigenbräu vom Hanf-Lenin, rot und malzig, aus der Flasche August Helles, Tegi Pils, Andechser Weizen und von Maisel's/Bayreuth das Weizen als Dunkles Weizen + ihr Kristall. Es gäb auch noch Alkoholfreies und so Rhabarber- und Holunder-Limo. Bevorzugter Schnaps ist dort Radeberger-Bitter.
Ausser an Tischen und Theke kann man sich noch mit Spielkarten und am Billard-Tisch die Zeit vertreiben.
Zur Einrichtung gehören noch die tollen MitarbeiterInnen, die für den angenehmen Spirit des Lokals sorgen.
Leute, wenn ihr in Deutschland seid, besucht das "Zur Schmiede", Hechtstraße 15, Dresden!
Festhecht Sonntags-Special: 1 WeizenHalbe, ein Weißwurst-Paar, Bretze & süßer Senf für 3,50€, zum Beispiel!

http://www.hecht-viertel.de/Es war also dieses Straßenfest. Dafür gibt es einen Verein, der managt, daß alle im Hecht¼ ihre Ess- und Trink- und Flohmarktstände rausstellen, an jeder Kreuzung gibts Bühnen für Kasperle-Tehater und Bands von Funk-Soul bis tanzbar. Am Sonntag gabs noch ne Wasserschlacht in einer Straße und im Park hinterm Spielplatz war das Soundsystem der Freiburger Digital Steppaz installiert. Alles war sehr laut.
Warum geht das alles?
In anderen Städten wäre e1n Anwohner, der die ganze Show blockieren tät.
Im Hecht haben die alten Bewohner gesehen, wie in den Jahren nach der Wende die Leute abgewandert sind und die Häuser verfielen. Nun sind sie froh, dass wieder irgendwas geht. Insgesamt gibt es im ehemals kommunsitischem Osten mehr Solidarität als im ehemals christlichem Westen, da nimmt sich einer allein nicht so wichtig, und die Gemeinschaft hat einen Stellenwert.

Digital Steppaz spielten ein Wahnsinns-Set, der Freiburger Franzose Rudy aus Goa heizte den Leuten ein mit 80 - 90 BPM und zum Chillout gabs Live-Dub von Dub-Werner mit Schlagzeug, Guitarre, Mixer, Bass, Posaune, Keyboard und Telefon. Das soll denen erstmal einer vormachen! Natürlich auch lokale Auswahl von Wildsmile und R.I.Z.L.A. lagen auf.

Fürs nächste und übernächste Jahr sollte man sich das Hechtfest unbedingt vormerken; dann muß man sehen, wie weit Gentrifizierung und Kapitalismus das Fest noch schön sein lassen.

1 Kommentar:

  1. Na das könnte man als Dresden-Hechtler nicht besser beschreiben :D. Schönes Ding! Und gut das es am Sonntag bei dir noch mit nem Schlafplatz gefunzt hat und du scheinbar Heile heimgekommen bist. Schade, dass die Herfahrt-Story bissl untergeht im Bericht :D.

    Greets,
    Steffen

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