Sonntag, 23. Februar 2020

In der Hecke zwischen Johanneskirche, Basketballplatz und Kiosk, dort wo sie immer Christbäume verkaufen, lagen gestern einige Grablichter, Kerzen, ausgebrannte Teelichter in Senfgläsern und 3 schiefe verwehte Schilder in fremder Sprache: Ein Haufen Müll und ein Bündel Tulpen in Plastik ohne Wasser und ein Bündel Hyazinten ohne Wasser, gibts beim Rewe grad aus Holland für 99 cent.

Nach dem Valentinstag hab ich mir vor der Gewerbeschule eine liegengelassene Rose aufgelesen und in meiner Wohnung wiederbelebt und freu mich jetzt daran. So dachte ich mir, bevor die Stadtreinigung die Grablichter wieder aufräumen muß, nehm ich mir doch 2-3 Kerzen mit, vielleicht kann man sie ja noch mal brauchen. Vielleicht auch die verwelkten Tulpen. Man kann mit Grablichtern kalter Räume wärmen, oder den Weg zu Parties beleuchten, dass keiner hinfällt, oder sonstwas.
Da kam ein Mädchen mit noch mehr Grablichtern und stellte Sie auch noch dazu dazu. Hab ich sie gefragt, was das den soll, sie könnte doch auch genauso die ganzen anderen Grablichter anzünden, aber die würden genauso wieder vom Wind ausgeblasen werden, bei dem Wind.
Von Plastikmüll in der Hecke werden die Hanauer Toten nicht wieder lebendig.
Was die Hecke in der Wiehre mit Hanau zu tun hat weiß ich nicht.
Die Demo hab ich von Weitem gesehen, aber die Polizisten haben mich abgeschreckt, mich zu informieren, welche Sau sie diese Woche wieder durchs Dorf treiben.
Kerzen wären besser in Hanau oder im Münster auf einem Extra-Ständer oder meinetwegen in der Johanneskirche, oder vielleicht bei der Shisha-Bar am Eck.
Aber in der Hecke so?
Ich hab dem Mädchen die verwelkten Blumen liegen lassen um ihre Pietät zu respektieren, für die Toten, die gerade von der Tagesschau genannt werden.
Die Konsequenz aus Hanau sollte sein, nett zu Ausländern zu sein, sich mit Shishabarbesuchern zu solidarisieren und sich und seine Umgebung zu beobachten, dass niemand durchdreht.
Update:
Jemand hat fast alles aufgeräumt
Ein wesentliches Grundbedürfnis von Menschen ist, sich in dieser Welt als Individuum wirksam zu erfahren. Das ist es, was in unserer Gesellschaft immer schwieriger wird, wo uns der Einzelhandel zu Konsumenten erzieht, die Gesellschaft nur Eliten bildet, in pädagogischen Gruppenlösungen; wo die Medien uns zuscheissen mit Gewalt, Krimis und Kriegsbildern.
Wer kann heut noch wo ein Baumhaus bauen? Wo ist in einer Stadt noch Platz für Gesehen werden bei Selbstverwirklichung? Wenn seine Nummer wichtiger ist, als sein Name #Digitalisierung
Um sich Bedeutung zu verleihen sehen einzelne keine andere Möglichkeit, als durchzudrehen. Vor paar Jahren wäre der Schütze vielleicht noch zu den Taliban gefahren oder hätte ne Synagoge geschändet um einmal in seinem Leben Bedeutungshaftigkeit zu erfahren.
Momentan sind wohl wieder Ausländer der Sündenbock der Wahl.
Kein Mensch kommt böse auf die Welt, behaupte ich mal. Nur die Abwesenheit von Liebe kann Verzweiflung in Hass umwandeln.
In der Zeit nach dem Krieg, wo viele Männer den Umgang mit Emotionen von ihren Eltern nicht gelernt haben, zählt immer noch das Bild "Du musst stark sein", aber warum eigentlich?
Und Hilfsangebote für Verzweifelte scheitern an der Krankenkasse und an monatelangen Wartezeiten. Die Zahlen sind bekannt, aber die Regierung ersieht das Wirtschaftswachstum als wichtiger als die Gesundheit.
Ja die Gesundheit sogar muß sich heute schon finanziell rentieren. Das System haben wir demokratisch gewählt.
RIP Jawuunga
Scheiße wirklich für die Familien und Freunde der Opfer von Hanau und jedem, der überraschend aus unserer Mitte verschwindet, kennt man nicht den Tag und nicht die Stunde, wann einer verrückt in die Shishabar kommt, ein Helicopter crasht oder sich vielleicht ein Blutgerinsel im Gehirn festsetzt. Genießt den Tag und seid nett zueinander!

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